Von Insel zu Insel

Eigentlich hätten wir in Rostock gerne mal wieder in einem Bett geschlafen. Aber unser Hotel der Wahl ist ausgebucht. Das ist nicht weiter schlimm, denn wir sind gegen Mittag in Rostock (Rückenwind?) und von hier fahren regelmässig Fähren nach Gedser, auf der dänischen Insel Falster.

Anders als vor 12 Jahren, auf unserer ersten Velotour durch Schweden, finden wir den Radweg zum Fährhafen ohne Schwierigkeiten und erreichen die geplante Fähre rechtzeitig.

Nur zwei Stunden dauert die Überfahrt. Und es ist sofort klar, dass wir jetzt im Veloland angekommen sind. In Rostock mussten die Radfahrer:innen in den Abgasen der LKWs warten, bis sie von Bord durften. In Dänemark fahren die Radfahrer:innen als erste von der Fähre. Überall gibt es Velowege, Veloabstellplätze, Vortritt für Fahrräder und die Autofahrer:innen nehmen Abstand. Angeblich fahren 75 % der Dän:innen mit dem Rad zur Arbeit.

Wir besorgen uns Bargeld in der lokale Währung (die Kronen unseres letzten Besuchs sind leider zu Hause geblieben) und decken uns mit Lebensmitteln ein. Am frühen Abend erreichen wir Bruserup. Dort gibt es einen sogenannten Book en Shelter Campingplatz. Auf solchen Plätzen gibt es in der Regel nur eine einfache Toilette und Wasser. Für ein paar Kronen kann mensch hier das Zelt aufschlagen oder eben in einem Schutzhütte übernachten. Gebucht wird vor Ort mit einem QR-Code und bezahlt mit Kreditkarte. Vorbei sind die Zeiten, als noch Kleingeld in einer Box deponiert wurde. Dänemark begrüsst uns mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. Das erste Mal schlafen wir mit offener Abside und geniessen vom Schlafsack aus die Aussicht.

Wie unschwer zu erkennen ist, lieben wir unser neues Zelt sehr. Es hat zwei Absiden, die sich beide vollständig öffnen lassen. In der grösseren können wir bei leichtem Regen sogar im Trockenen sitzen und trotzdem die Aussicht geniessen. Die kleinere Abside ist unser Stauraum und bietet Platz für alle unsere Velotaschen. Und auch drinnen hat es viel Platz (wohl auch deshalb, weil wir uns ein 3-Personen-Zelt gegönnt haben ?).

Kurz haben wir uns überlegt auf die Insel Møn zu fahren. Diese Insel gehört zu der Sorte „book well ahead“ was wir kaum je schaffen, weil wir nie wissen, wohin genau die Reise führt. Møn liegt auch nicht auf unserer Route Richtung Westen. Wir fahren also weiter über die Insel Falster und erreichen über eine Brücke schon bald die nächste Insel Lolland. Um die Mittagszeit sind wir in Sakskøbing und geniessen als zweites Frühstück Kanelsnurrer, Kardamommesnurrer und Kaffee. Leckeres Brot für später können wir in dieser schmucken Bäckerei obendrein auch noch kaufen.

Pünktlich zur Öffnung der Reception um 14 Uhr erreichen wir den Campingplatz in Maribo. Unser Zeltplatz haben wir am Abend vorher vorsorglich bereits gebucht, denn wir müssen unbedingt einen Waschtag einlegen. Wir verbringen den restlichen Tag mit waschen, bloggen und aufladen unserer diversen Geräte. Dank dem gemütlichen Aufenthaltsraum nehmen wir auch den vorbeiziehenden Regenschauer gelassen.

Am nächsten Tag weckt uns bereits wieder die Sonne. Vom Inland geht es nun wieder an die Küste nach Rødbyhavn. Der Radweg führt jetzt über 30 Kilometer dem Strand entlang. Ca. in der Hälfte legen wir eine Mittagspause ein. Zu unserer Überraschung werden wir am Picknick-Platz von einem Reh besucht. Die Naturstrasse spüren wir am Abend in unseren Beinen, aber der Wind ist gnädig und wir kommen gut voran.

Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz von Nakskov. Hier erreicht uns der abendliche Regen zum Glück erst nach dem Abendessen.

Der Morgen sieht zunächst düster aus, doch schon wieder machen die Wolken der Sonne Platz. Das Zelt trocknet schnell und wir fahren nach dem Frühstück los zur Fähre, die uns von Lolland nach Langeland bringt. Wir sind uns nicht einig, ob wir zu früh in Nakskov gestartet oder zu langsam gefahren sind. Jedenfalls verpassen wir die Fähre um 10.15 Uhr nur knapp und warten entsprechend fast eine Stunden auf die nächste Fähre.

In Langeland angekommen fahren wir südwärts. Im Café Haven gibt es ein spätes zweites Frühstück. Es ist das einzige Café weit und breit. Erst später erfahren wir, dass es der alte Gutshof mit Schloss eine Biofarm ist.

Wenige Kilometer später gibt es dann auch schon Mittagessen. Der Strand lockt Lorenz sofort in die Ostsee, Eliane bleibt derweil an Land und beobachtet mit dem Feldstecher die vorbeiziehenden Schweinswale. Leider hat es nur eine kleine Finne auf ein Foto geschafft.

In Bagenkop verbringen wir die Nacht wiederum auf dem Camping. Hier gibts freie Platzwahl (O-Ton Schild: Such dir einen Platz. Der Platzwart kommt zu dir und kassiert ein). Wir finden einen erhöhten Platz mit Aussicht und geniessen das Znacht vor unserem Zelt mit Blick aufs Meer. Der Platzwart findet uns resp. wir ihn beim Abwaschen. Es gibt Bier und Grillade für seine Helfer, die bei der Renovation des Daches des Wirtschaftsgebäudes anpacken. Bis spät am Abend hören wir deutschen Schlager und die Mannschaft singt kräftig mit.

Unser Zelt hat den nächtlichen Starkregen (und den Schlager) gut überstanden. Der nächste Morgen ist eine Wiederholung der vorangegangenen; schon bald lockern die Wolken auf und während das Zelt trocknet, frühstücken wir an der Sonne.

Auf der Fahrt in den Norden landen wir unverhofft in einem Radrennen. Die Strassen sind nicht gesperrt und so fahren wir mit den Gümmeler mit. Wir werden auch ab und zu von den Zuschauer:innen angefeuert. Die Route verlangt den Fahrer:innen und uns einiges ab, kurz vor Rudkøbing gibt es noch single trails durch den regenfeuchten Wald.

Nun liegen noch zwei Brücken zwischen uns und Fünen. Über ca. 10 Kilometer führt der Radweg direkt der Hauptstrasse entlang, bevor wir dann in Lundby auf die „scenic route“ ausweichen können.

Die Inseln Falster, Lolland, Langeland und Tåsinge sind geprägt von schmucken Dörfern, herzigen kleinen Riegbauhäusern mit Strohdächern, sanften Hügeln, schönen Wäldern und immer wieder Seen und Meer. Nicht selten fühlen wir uns wie in Tolkiens Auenland.

Nun freuen wir uns nach zwei Wochen endlich mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen. In Svendborg verbringen wir zwei Nächte im Hotel, bevor unsere Radtour über die Insel Fünen weiter geht.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Bützow - Svendborg
22. August 2023 Bützow - Rostock 47.11 km 137 m
22. August 2023 Gedser - Bruserup Strand 13.25 km 20 m
23. August 2023 Bruserup Strand - Maribo 46.62 km 70 m
24. August 2023 Maribo - Nakskov 69.07 km 12 m
25. August 2023 Nakskov - Tårs 13.52 km 20 m
25. August 2023 Spodsbierg - Bagenkop 42.35 km 102 m
26. August 2023 Bagenkop - Svendborg 56.10 km 131 m
Total 288.03 km 491 m