Albula – San Bernardino

Schon der erste Aufstieg von Scuol nach Ftan ist ein kleiner Vorgeschmack von dem was uns in den folgenden Tagen erwarten wird. Kurve um Kurve windet sich die Strasse dem kleinen Dorf entgegen. Dannach führt der Veloweg hoch über dem Inn durch die Dörfer Ardez, Bos-cha und Guarda. In Zernez treffen wir auf Velofahrer aus Holland. Sie wollen wissen ob man mit dem Velo durch den Munt La Schera Tunnel nach Livigno kommt. Eliane weiss, dass es dort einen Shuttle Bus für Velos gibt.

Weil es noch zu früh ist um das Zelt zu stellen fahren wir noch ein bisschen weiter. In Chapella gibts einen hübschen Camping zwischen Bahn und Inn mit vielen idyllischen Plätzen im Wald und am Wasser. Während dem ersten Regenschauer harren wir unter dem Sonnenschirm der Reception aus. Der zweite Schauer kommt beim Zelt aufstellen. Kochen und Essen können wir zum Glück wieder im Trockenen.

Am Tag darauf fahren wir zügig weiter dem Inn entlang aufwärts. Der Albulapass ist noch geschlossen, daher wollen wir in Bever den Zug nach Preda nehmen. In La Punt bei der Abzweigung zum Pass machen wir trotzdem kurz Pause.

Wir machen wohl einen etwas verlorenen Eindruck. Eine ältere Frau spricht uns an und will wissen ob wir den Veloweg suchen. Wir erklähren ihr, dass wir eigentlich gerne über den Pass wollten, dass dieser aber noch zu sei. Sie winkt ab und sagt, wir sollten unbedingt über den Pass wenn wir auf die andere Seite wollten. Die Strasse sei frei vom Schnee, es gebe einzig noch ein paar Baustellen. Der Pass sei eine ihrer Trainingsstrecken um sich für eine längere Tour im Ausland vorzubereiten.

Wir lassen uns das nicht zweimal sagen. Schon bald arbeiten wir uns auf der unbefahrenen Strasse Kurve um Kurve hoch. Wir kreuzen nur vereinzelt andere Velofahrer:innen, sonst sind wir alleine in der Stille des Bergfrühlings. In der Höhe treffen wir auf Murmeli, die sich auf der Strasse aufwärmen. Für die Abfahrt müssen auch wir uns warm einpacken. Nach wenigen Kilometern bergab finden wir ein lauschiges Plätzli fürs Zmittag. Dannach gehts weiter runter nach Preda, Bergün, Filisur und schliesslich bis Tiefencastel.

Die Strasse durch die Scheinschlucht zwischen Tiefencastel und Thusis hat einen schlechten Ruf. Sie ist stark befahren, eng und führt durch einige längere Tunnel. Schweizmobil empfiehlt stattdessen die Mountainbike Route 1 über Alvaschein und Mundain zu nehmen. Doch der Aufstieg vom Vortag steckt uns noch in den Oberschenkeln. Die Aussicht auf Singletrails mit Tourenrad missfällt uns. Daher nehmen wir den Zug bis Thusis. Wir überlegen kurz ob wir von hier aus runter an den Bodensee oder rauf auf den San Bernardino wollen. Wir entscheiden uns für die Bergstrecke. Wir kurbeln obsig durch die Viamala und die Rofla Schlucht. Es regnet immer mal wieder, aber nie wirklich stark. In Sufers kaufen wir Nusstorte aus dem Kühlschrank, in Splügen gibts Espresso und Torta della Nonna beim Italiener und e Suure Moscht und Bier auf dem Camping. Hier regnet es zum Glück nicht mehr.

Die nächste Etappe führt uns zuerst weiter durch den Rheinwald. Bei einem kurzen Trinkhalt passiert das, was uns die letzten zwei Tage auch jeweils passiert ist. Wir werden von einem welschen Paar auf E-Bikes überholt. Wir plaudern ein bisschen und fahren dann in unseren Tempi weiter. Die eigentliche Passstrasse windet sich in vernünftiger Steigung ab der Ortschaft Hinterrhein bis zur Passhöhe hoch. Es reicht noch für ein Cappuccino bevor sich der Himmel verfinstert und ein kühler Regenschauer mit Graupel einsetzt. Aber schon bevor wir in der Ortschaft San Bernardino einfahren ist die Strasse schon wieder trocken. Nachdem Zmittag gehts dann richtig runter. Bis Pian San Giacomo auf der Hauptstrasse und danach nach Mesocco auf einer sehr steilen Nebenstrasse. In Lostallo kaufen wir Fisch aus der lokalen Zucht und in Roveredo den Rest für unser Znacht. Der Camping in Bellinzona ist etwas ausserhalb. Zum Glück haben wir alles fürs Znacht dabei. Es reicht noch für ein kleines Apéro mit einem Veloreisenden aus München bevor ein kräftiger Gewitterregen uns in die Zelte jagt. Gekocht wird sobald sich die Wetterlage etwas beruhigt hat.

Den nächsten Tag verbringen wir in der Stadt (neue Bremsbeläge kaufen) und am Lago Maggiore (baden und Gelati essen). Und den Abend geniessen wir in der Camping Beiz wo überraschend gutes Essen und günstigen Aperol Spritz serviert wird.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Albula - San Bernardino
6. Juni 2021 Scuol - Chapella 40.66 km 733 m
7. Juni 2021 Chapella - Tiefencastel 49.18 km 859 m
8. Juni 2021 Thusis - Splügen 26.70 km 987 m
9. Juni 2021 Splügen - Bellinzona 68.83 km 760 m
Total 185.38 km 3339 m