Vom Strand in die Grossstadt

Unsere letzte Woche in Neuseeland beginnt mit einem milden Herbsttag. Das Meer ist immer noch schön warm und wir verbringen einige entspannte Stunden am Long Beach bei Russell. Aber schon am nächsten Tag fegen die Ausläufer von Zyklon Debbie mit grosser Wucht über die Nordinsel hinweg. Wir setzten keinen Fuss vor die Tür des gemütlichen B&B. Erst am Mittwoch wagen wir uns wieder raus um per Autostopp ins Städtchen zu gelangen. Vom kurzen Spaziergang zum Aussichtspunkt auf dem Flagstaff Hill kommen wir durchnässt zurück. Wir haben den schwarzen Wolken etwas zulange zugeschaut wie sie auf uns zugerollt kamen. Am Donnerstag ist der Spuck vorüber und auf den allerletzten Velo-Kilometern zurück nach Paihia kommen wir noch einmal richtig ins Schwitzen.

Zum zweiten Mal legen wir eine Strecke mit dem Bus zurück in Neuseeland. Das ist leider einigermassen kompliziert. Zwar kann man die Fahrräder telefonisch voranmelden aber schlussendlich liegt es im Ermessen des Busfahrers ob diese transportiert werden oder nicht. Daher geben wir uns alle Mühe, putzen den Rahmen, drehen den Lenker, nehmen das Vorderrad raus, verpacken die Kette und montieren die Pedale und den Sattel ab.

Im Unterschied zur Fahrt von Dunedin nach Te Anau geht dieses Mal alles reibungslos. Der Bus ist gross und modern, im Kofferraum hätte es Platz für die Räder einer halben Schulklasse und der Fahrer ist gut aufgelegt. Er schafft es sogar eine Viertelstunde vor der fahrplanmässigen Ankunftszeit in Auckland einzufahren. Wir sind zu faul um die Räder wieder zusammen zu bauen und überlassen es dem Taxifahrer einen Weg durch den dichten Firabe-Verkehr zu unserer Unterkunft zu suchen.

Wir haben Glück mit unserem Hostel in Ponsonby. Der Stadtteil liegt erhöht und so hat man an vielen Stellen eine gute Aussicht auf den Sky Tower und die Wolkenkratzer im Zentrum. Die vielen Cafes und Restaurants bieten Essen aus aller Welt. Nicht zu vergessen die leckere Schoggi-Whiskey-Torte, die wir etwas verspätet zur Feier von Elianes Geburtstag verdrücken. Das letzte Stück heben wir uns auf als Belohnung wenn alle unsere im Zimmer verstreuten Sachen endlich in den Seesäcken verstaut sind.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Bye bye NZ
6. April 2017 Okaito - Paihia 5.93 km 93 m
Total 5.93 km 93 m

Twin Coast Cycle Trail à la Velonomaden

Wir haben uns fest vorgenommen zum Abschluss unserer Reise einen der Great Rides über die ganze Länge zu fahren. Der Twin Coast Cycling Trail scheint uns dafür perfekt geeignet, er führt vom Hokianga Harbour an der Westküste zur Bay of Islands am Pazifik. Ausserdem ist er brandneu, der letzte Abschnitt wurde erst am 16. März eröffnet.

Im Tree House treffen wir auf Eric, einen deutschen Radfahrer. Er wollte eigentlich erst auf dem Highway losfahren, doch nun fahren wir zu dritt von Kohukohu zum Anfang des Trails in Horeke. Um dahin zu gelangen nehmen wir zuerst die Fähre zurück nach Rawene und folgend dann einige Kilometer dem Highway 12. Danach gehts über holprige Forststrassen bergauf und bergab bis wir zur Mittagszeit endlich Horeke erreichen. Nur 7 Kilometer Luftlinie von da wo wir gestartet sind.

Wir sind etwas gebrannt von der Schotterpiste, die uns bis an den Start des Radwegs geführt hat. So kommt es, dass wir uns vorerst für die Hauptstrasse entscheiden (kaum Verkehr und guter Belag). Später stellen wir fest, dass wir dadurch ein Highlight verpasst haben. Die Strecke führt nämlich auf einem langen Holzsteg durch ein schönes Sumpfgebiet.

Bei der nächsten Gelegenheit wechseln wir auf den Radweg. Zuerst gehts entlang einer wenig befahrenen Landstrasse. Doch bald schon biegen wir auf einen extra gebauten Pfad ein, den wir laut Strassenbeschilderung nur noch mit Kühen und Schafen teilen müssen. Manchmal müssen wir mächtig in die Pedale treten um steile Stücke zu überwinden, doch meistens rollen wir gemütlich dem Bach entlang.

Am Schluss kommen wir aber dann doch noch mal so richtig ins Schwitzen. In Serpentinen windet sich der Weg vom Utakura Valley hinauf auf das Hochplateau wo Okaihau liegt. Wir haben genug und schauen uns nach einer Übernachtungsmöglichkeit um. Eric hängt noch 25 Kilometer an und fährt zu seinen Freunden nach Kerikeri.

Wir können unser Zelt bei Okaihau Rail Stay aufstellen. Der Radtourismus fördert das hiesige Unternehmentum. Ein Ehepaar hat auf ihrem Grundstück, das früher wohl tatsätlich noch ein Bahnhof war, alte Bahnwagons und das Wärterhäuschen zu einer Unterkunft für Radfahrer umgebaut. Da hat es auch Platz für Zelte. Für 30 $ können wir hier unser Nachtlager einrichten. Im Preis inbegriffen sind Regenbrausendusche, Shampoo und Duschgel, Frotteetuch und frischer Saft aus dem Kühlschrank. Wir teilen den Zeltplatz nur mit zwei Radfahrern aus den USA. In guter Gesellschaft verbringen wir einen gemütlichen Abend.

Eric hat uns am Vortag noch auf den Farmers Market in Kerikeri aufmerksam gemacht. Seine Freunde haben dort einen Stand mit veganen Süssigkeiten. Spontan entscheiden wir uns gegen den zweiten Teil des Radwegs und für einen Besuch auf dem samstäglichen Wochenmarkt. Die Aussicht auf guten Kaffee, frisches Obst und andere Leckereien ist einfach zu verlockend.

Die Strecke nach Kerikeri bringen wir schnell hinter uns und schon bald decken wir uns auf dem Old Packhouse Market mit Gemüse und Ziegenkäse ein. Tatsächlich gibt es auch eine deutsche Bäckerei und wir können endlich mal wieder ein gutes Sauerteig-Roggenbrot geniessen.

Gerade als wir unsere Einkäufe verpacken und uns eine Unterkunft suchen wollen, begegnen wir Eric. Er führt uns zum Stand seiner Freunde „The Nutty Spoon“ wo wir uns ein zweites Frühstück genehmigen. Pat lädt uns spontan dazu ein, unser Zelt doch bei ihnen zu Hause im Garten aufzustellen. Das Angebot nehmen wir gerne an. Erst später finden wir heraus, dass auch Pat und Jana Warmshowers-Gastgeber sind.

Damit noch nicht genug: Eliane stellt auch fest, dass sie den Blog von Jana bereits kennt. So klein ist die Welt. Da liest man im World Wide Web Blogs fremder Leute und plötzlich hat man sein Zelt in deren Garten auf der anderen Seite der Erdkugel stehen.

Wir geniessen die Zeit in Kerikeri und sind froh, dass wir am Sonntag die Regenschauer bei Jana und Pat abwarten können. Mit nur wenig Niesel fahren wir am Nachmittag die kurze Strecke nach Paihia. Mit drei gemächlichen Velotagen sind auch wir von der Tasman Sea an der Pazifikküste angekommen. Zwar nicht auf der vorgesehenen Route aber wie sagt man so schön: Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Twin Coast Cycle Trail
31. März 2017 Kohukohu - Okaihau 53.09 km 489 m
1. April 2017 Okaihau - Kerikeri 20.89 km 101 m
2. April 2017 Kerikeri - Paihia 22.14 km 156 m
Total 96.12 km 746 m

Kauri Coast

Matakohe ist ein kleines Nest. Da gibt es ein Café, einen Camping, ein paar verstreute Häuser aber keinen einzigen Laden. Dafür – und das ist umso erstaunlicher – ein richtig grosses Museum. Hier verbringen wir einen ganzen Nachmittag.

Das Kauri Museum ist der grössten einheimischen Baumart Neuseelands gewidmet – dem Kauri (Agathis australis). Es zeigt die Nutzung und Verarbeitung der Baumriesen von der Rodung im Wald bis zum fertigen Möbelstück. Sehr eindrücklich wird einem vermittelt, wie Ende des 19. Jahrhunderts die Kauris ohne maschinelle Hilfe von Hand gefällt und die tonnenschweren Stämme mit Ochsenwagen aus dem teilweise steilen und schwer zugänglichen Gelände befördert wurden. Im Museum sind auch Querschnitte von sogenannten Sumpf-Kauris zu sehen. Dabei handelt es sich um Fallholz, das über die Jahrtausende vom Erdreich bedeckt wurde. Das Alter dieser Bäume liegt zwischen 3’000 bis 40’000 Jahren. Je nach Zustand kann dieses Holz noch weiterverarbeitet werden. Für die ersten europäischen Siedler war die Gewinnung von Harz eine weitere Einnahmequelle. Nach dem Harz wurde auch in den Sümpfen gesucht. Kauri-Harz hatte in Neuseeland teilweise einen höheren Marktwert als Gold und wurde unter anderem zu Skultpuren und Schmuck weiterverarbeitet.

Von Matakohe fahren wir tagsdarauf weiter nach Dargaville – die Kumara Hauptstadt Neuseelands (Kumara ist die neuseeländische Süsskartoffel). Es ist Erntezeit und das Hostel in dem wir einen Regentag ausharren wollen, ist praktisch nur von jungen europäischen Erntehelfern belegt. An diesem verregneten Sonntag erholen wir uns von den vielen Hügeln und die „working travellers“ von der strengen Arbeit auf dem Feld.

Der Wetterbericht für die kommenden Tage ist etwas enttäuschend, wir rechnen mit noch mehr Regen und Nordwind. Umso mehr freut es uns am Montagmorgen bei Sonnenschein loszufahren. Unser Ziel heute ist der Waipoua Forest wo wir die Kauri-Riesen mit eigenen Augen sehen wollen. Bis dahin fahren wir lange durch offene Weidelandschaft und können uns kaum vorstellen, dass das ganze Gebiet früher dicht bewaldet war.

Bevor die Maoris Neuseeland besiedelten, waren die beiden Inseln zu fast 80 Prozent von Wald bedeckt. Bis zum Jahr 1840 schrumpfte der Baumbestand um 40 Prozent. Nach der Ankunft der europäischen Siedler ging noch mehr Wald verloren. In nur 10 Jahren, von 1890 bis 1900, wurde ein Viertel des gesamten noch verbliebenen Baumbestands Neuseelands gerodet. Davon betroffen waren auch die Kauri-Wälder, die vor allem im Norden der Nordinsel vorkommen. Unzählige alte Riesen wurden gefällt. Zwar wurde ein Teil des Bestandes wieder aufgeforstet. Von den alten Bäumen blieben aber nur wenige übrig.

Tāne Mahuta (Herr des Waldes) ist einer dieser Bäume. Sein Alter wird auf um die 2’000 Jahre geschätzt. Seine Gesamthöhe beträgt über 50 Meter und der Stamm hat einen Durchmesser von fast 14 Metern. Tāne Mahuta steht nur wenige Meter neben dem Highway und ist dementsprechend gut besucht. Interessanterweise ist es rund um den Baum trotz der vielen Touristen sehr still. Der Riese zieht alle in seinen Bann.

Von Tāne Mahuta geht es weiter zu der grossen Sanddüne von Hokianga Harbour. Es ist ein weiterer sonniger Tag und wir geniessen in Opononi bei der Mittagsrast ein Bad in der Tasman Sea.

Abends kommen wir im Tree House an, einem kleinen Hostel umgeben von Wald. Man würde es kaum glauben, aber das Stück Land war vorher eine Schafweide. Nur an den steilsten Stellen blieben ältere Bäume übrig. Doch dann haben Phil und Pauline in den 1980er Jahren das Grundstück gekauft und angefangen es mit einheimischen Bäumen zu bepflanzen. Das Backpackers kam erst dazu weil immer wieder Touris an ihre Türe klopften, die die letzte Fähre verpasst haben.

Ums Haus stehen etliche Obstbäume, es hat Zitronen, Quitten, Reben und Feijoa (eigentlich die neuseeländische Nationalfrucht, aber die Kiwi ist halt bekannter). Und das beste ist, dass alles reif ist und die Gäste herzlich dazu eingeladen werden von all den feinen Sachen zu kosten. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.

Es gefällt uns hier so gut, dass wir ganze drei Nächte bleiben. Wir machen kleine Ausflüge nach Kohukohu und Rawene. Auf dem Nature trail, der übers Grundstück führt entdecken wir ein Ruru (die einheimische Eule). Vor unserem Cabin jagen die Pīwakawaka (Fantail) einander hinterher.

Der angekündigte Regen ist wohl an uns vorbeigezogen. Hoffentlich kommt er nicht erst, wenn wir wieder losfahren um über den Twin Coast Trail an die Bay of Islands zu fahren.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Kauri Coast
27. März 2017 Dargaville - Waipoua Forest 53.56 km 686 m
28. März 2017 Waipoua Forest - Kohukohu 59.37 km 863 m
Total 112.93 km 1549 m

Vom Hauraki Gulf zum Kaipara Harbour

Von Coromandel nach Auckland nehmen wir wieder mal das Schiff. Den Morgen verbringen wir im gemütlichen Driving Creek Cafe. Nach dem Mittagessen fahren wir dann zu der Stelle wo gemäss unserer Karte die Fähre ablegt. Wir finden einen Parkplatz mit Bootsrampe und einem Pier vor. Auf Paletten steht Kram herum. Es gibt einige Tafeln und Warnschilder aber kein Hinweis auf die Fähre und keine anderen Passagiere. Schliesslich fragen wir einen LKW-Fahrer und der schickt uns prompt in die nächste Bucht. Dort gibts zwar auch nicht mehr als einen hölzernen Bootssteg, doch hier warten wir wenigstens nicht alleine.

Auf der Fahrt über den Hauraki Golf lesen wir in einer Zeitung vom Lightpath, einem neuen Veloweg in Auckland. Dessen Markenzeichen ist ein Belag in Pink und eine LED-Installation. Das können wir ins nicht entgehen lassen. Kurzerhand ändern wir unsere Route aus der Stadt, es ist glücklicherweise nur ein kleiner Umweg. Die Nacht verbringen wir in Henderson bei Mark, einem Warmshowers Host.

Hier ist auch der Start einer weiteren nationalen Velo-Route, dem Kaipara Missing Link. Zwischen Helensville und Pouto Point ist eine Bootsfahrt vorgesehen. Diese muss man sich aber selber organisieren. Wir telefonieren herum und finden tatsächlich einen Fischer, der bereit ist uns mitzunehmen. Allerdings nicht am gewünschten Datum. Ausserdem kann man auf der anderen Seite auch nur bei gutem Wetter anlegen (sprich ruhiger See). Schliesslich entscheiden wir uns für den Landweg.

Die Hügel sind schon anstrengend wenn man gesund ist. Wir können uns kaum vorstellen wie Michael leidet, ein britischer Tourenfahrer, den wir auf dem Weg kreuzen. Er hat in Indien einen Parasiten aufgelesen und die Medis, die er nun schlucken muss machen ihn fertig. Safe travel, hope you get well soon!

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Hauraki Gulf und Kaipara Harbour
21. März 2017 Coromandel - Auckland 14.88 km 79 m
22. März 2017 Auckland - Kaukapakapa 61.57 km 545 m
23. März 2017 Kaukapakapa - Kaiwaka 61.76 km 935 m
Total 138.22 km 1559 m

Coromandel Peninsula

Von Matamata fahren wir am 16. März weiter nach Paeroa. Die Old Te Aroha Road haben wir fast für uns allein. Es ist ein leichtes Auf und Ab, „rolling hills“ nennen das die Kiwis. Links und rechts hat es Weideland. Bei den Wairere Falls machen wir einen Halt und wandern die 45 Minuten zum Aussichtspunkt durch den Regenwald hoch. Wairere Falls ist mit 153 Metern der höchste Wasserfall auf der Nordinsel.

In Te Aroha versuchen wir es mal wieder mit einem neuseeländischen Radweg. Auf dem Hauraki Rail Trail fahren wir bis nach Paeroa. Wie hier üblich führt dieser über Naturstrassen. Um sowohl motorisierte Fahrzeuge wie auch alle Arten von Nutztieren vom Trail abzuhalten gibts auch hier wieder zahlreiche Tore. Allerdings kann man diese hier bequem durchfahren ohne jedes Mal abzusteigen. Ausser einem kleinen See – wohl ein letzter Rest der Überflutungen von letzter Woche – müssen wir keine Hindernisse überwinden.

Paeroa ist ein kleiner Ort mit einer Berühmtheit; Lemon & Paeroa Sprudelwasser. L&P ist ein Kiwi-Klassiker. Die Produktion wurde aber schon vor Jahren nach Auckland verlegt und Besitzer ist mittlerweile die Coca Cola Company. Heute erinnern noch zwei riesen L&P-Flaschen im Dorf an den Ursprung. Hier verbringen wir die Nacht bei unserem Warmshowers-Gastgeber Robin.

Wir haben letzte Woche ja einiges an Regen abgekriegt. Das war aber nichts gegen den grossen Sturm, der über Northland, Auckland, Coromandel Peninsula und das East Cape hinweg gefegt ist und viele Gebiete richtig gehend geflutet hat. In einzelnen Regionen fiel in fünf Tagen so viel Regen wie sonst in einem Jahr. Es gab viele Erdrutsche, Strassen wurden gesperrt und Ortschaften waren ohne Strom. Wir sind froh, dass wir die Route über die Coromandel Peninsula auch noch mit Robin besprechen können und klären hier auch nochmals ab, ob wirklich alle Strassen wieder geöffnet sind. Auf seinen Rat hin folgen wir dem Hauraki Rail Trail weiter durch die spektakuläre Karangahake Gorge. Der Weg folgt der stillgelegten Bahnlinie durch Tunnel und Brücken sanft aufwärts bis nach Waihi.

Uns zeigt sich die Coromandel Peninsula bei schönstem Sonnenschein und es ist wieder sommerlich warm. Nur die braunen Stellen auf der Strasse und der viele Schutt am Rand erinnern noch an den grossen Regen. Kaum in Whangamata angekommen hüpfen wir in den Pazifik. Das erste mal baden wir im Meer seit wir in Neuseeland sind! Später stellen wir fest, dass wir an diesem Tag die 5000-km Marke geknackt haben (ca. 2700 davon in Neuseeland).

Zwischen Whangamata und Whitianga machen wir Lunchstop bei der Hot Water Brewing Company. Solange man Bier trinkt, darf man hier ungeniert das eigene Picknick verzehren. Und ein kühles Bier haben wir uns verdient nach den Hügeln vom Morgen. Dannach bleibt keine Zeit mehr für die grossen Attraktionen dieses Küstenabschnittes, den Hot Water Beach und die Cathedral Cove. Wir nehmen die Passagierfähre von Cook Bay nach Whitianga. So vermeiden wir den Highway und verkürzen die Fahrt um einige Kilometer – z Füfi u z Weggli, und noch ein Bier dazu!

Unsere Kiwi-Campingnachbarn machen uns zum Frühstück mit viel Humor darauf aufmerksam, dass unsere heutige Etappe wohl zu den heftigeren gehören wird. Mit ihren Wohnwagen überholen sie uns nach dem ersten Hügel in Kuaotunu, wo sie aufmunternd hupen. Auch der Tourenfahrer Rob, den wir kurz darauf kreuzen berichtet uns, dass er beim letzten Hügel das Rad hatte schieben müssen. Das macht unsereins nur wenn es wirklich nicht mehr anders geht. An dieser Stelle fällt dann unser bisheriger Tacho-Rekord, neu liegt er bei 73,6 km/h. Aber da steht uns die Feuerprobe erst noch bevor.

Um an unser Ziel zu gelangen müssen wir noch einen letzten Hügel überwinden und der hat es in sich: von 0 auf 368 Höhenmeter innerhalb von 3 Kilometern. Scheinbar endlos windet sich die steile Strasse durch den Wald hoch. Hinter jeder Kurve erscheint ein weiterer Anstieg. Am höchsten Punkt angelangt essen wir erst mal unser Picknick und geniessen die Aussicht. Bei der Abfahrt werden wir von den voraus fahrenden Autos ausgebremst für einen weiteren Rekord reicht es leider nicht. Zur Belohnung gibt es im Driving Creek Cafe & Organics Eiskaffee und Kuchen.

In Coromandel verbringen wir einen wohlverdienten Ruhetag bevor wir am 21. März mit der Fähre nach Auckland übersetzen.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Coromandel
16. März 2017 Opal Springs - Paeroa 55.31 km 83 m
17. März 2017 Paeroa - Whangamata 53.38 km 572 m
18. März 2017 Whangamata - Whitianga 63.29 km 805 m
19. März 2017 Whitianga - Coromandel 48.78 km 976 m
Total 220.76 km 2436 m

Von kalten Duschen und heissen Quellen

Der Tongariro National Park ist unser Tor zum geothermisch aktiven Zentralplateau der Nordinsel. Die drei Vulkane waren also erst der Anfang. Schon in Turangi dampft es an einigen Stellen einfach so aus dem Boden oder es blubbert in einem Schlammloch direkt neben einem Wohnhaus. In diesem Ort treffen wir auch wieder auf Salome. Mehr oder weniger gemeinsam reisen wir die nächste Woche bis Rotorua. Wir pedalen voraus, Salome kommt mit dem Bus hinterher.

Unser Weg führt vorbei am Lake Taupo, dem grössten See von Neuseeland. Es handelt sich dabei um einen riesigen mit Wasser gefüllten Krater. Dieser ist das Resultat einer heftigen Eruption des Vulkans Taupo vor mehr als 26 000 Jahren. Lake Taupo ist übrigens angenehm warm. Den Grund vermuten wir in den heissen Quellen die kurz vor der gleichnamigen Stadt direkt in den See fliessen.

In Taupo machen wir denn auch einen Wellness-Stop. Im Wairakei Terraces Thermal Spa baden wir im 37 bis 41 Grad warmen Wasser. Im Nu verschwindet auch der letzte Rest des Muskelkaters von unserer Tongariro-Wanderung. Wir sind früh da und es hat nur wenige andere Leute. Trotzdem halten wir es keine Stunde aus. Das Wasser ist so warm, dass man ohne sich zu Bewegen ins Schwitzen kommt. Etwas benebelt von Wärme und Mineralien laufen wir anschliessend zum Huka Wasserfall.

Am 11. März verlassen wir bei strömenden Regen Taupo. Von der Landschaft sehen wir nicht viel. Auffällig ist nur, dass trotz Regen überall ein bisschen Dampf aufsteigt. Wir liebäugeln damit noch einen Abstecher zum Wai-O-Tapu Thermal Wonderland zu machen und übernachten daher im gleichnamigen Pub. Die vielen Reisecars die am Sonntagmorgen in Richtung Wai-O-Tapu abbiegen schrecken uns dann doch ab. Zudem zeigt sich die Sonne und wir haben nichts dagegen trocken in Rotorua anzukommen. Es kommt dann doch anders. Schon kurz nach dem Start beginnt es zu nieseln. Wie immer kein Grund gleich die Regenklamotten auszupacken. Mit ein bisschen Fahrtwind und Sonne sind wir auch schon bald wieder trocken. Wir wähnen uns schon fast am Ziel als es auf den letzten Kilometern noch einmal richtig schüttet. Bevor wir uns in ein Café setzen können, müssen wir den See aus den Schuhen leeren. Aber schon nach dem Lunch sitzen wir wieder freiwillig im Nass; Unser Hostel hat ein eigenes Spa-Bad.

In Rotorua stinkts gewaltig. Die Stadt hat kein Abfallproblem, dafür ganz viele dampfende Schwefellöcher, blubbernd heisser Schlamm, Geysire und heisse Quellen. Im Whakarewarewa Thermal Village lassen wir uns zeigen, wie Maoris früher und heute die Hitze der Erde nutzen. Die warmen Quellen und Schlammlöcher sind gut für den Körper und helfen angeblich gegen Beschwerden wie Rheuma. In den kochend heissen Wasserbecken wurde früher gekocht und gewaschen. Heute werden dort noch die Maiskolben für die Touristen zubereitet. Hāngi heisst die traditionelle Zubereitungsart für Essen der Maoris. Üblicherweise wird dafür eine Feuergrube gemacht. In Whakarewarewa braucht es kein Feuer. Die ausgehobenen rechteckigen Gruben werden mit Erdwärme beheizt und als Steambox (Dampfbox) bezeichnet. Eine Holzklappe verhindert dass zu viel Hitze entweicht. Es dampft ordentlich, als unser Tourguide die Klappe einer solchen Steambox öffnet. Hier wird nicht nur das Mittagessen für die Touristen gekocht. Auch die Bewohner nutzen die Dampflöcher auf dem öffentlichen Platz. Am Morgen reinstellen, Klappe zu und am Mittag rausnehmen. Dazwischen muss man nichts machen. Und es brennt auch nichts an. Natürlich mussten wir ein solches Hangi-Mahl testen und es schmeckt wirklich lecker, trotz dem schwefeligen Dampf der einen so beissenden Geruch nach faulen Eiern verbreitet.

Wir verabschieden uns von Salome und verlassen das dampfende Zentralplateau am 14. März. Nach den ersten zwei Kilometern aus der Stadt heraus, müssen wir aber nochmals umkehren. Bei Lorenz ist ein Schaltkabel gerissen. Reserve hätten wir dabei, aber man weiss ja nie. In Rotorua erhalten wir ohne Probleme Ersatz.

Die sanften grünen Hügel der Nordinsel erinnern uns immer wieder an das Auenland von „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Das ist Eliane aber nicht genug. Sie will auch das tatsächliche Hobbiton-Filmset sehen. Von Rotorua geht es somit weiter nach Matamata.

In diesem idyllischen Landstrich hat Sir Peter Jackson 1998 den perfekten Ort für das von Tolkien beschriebene Auenland gefunden. Die Besitzerfamilie der Farm erhielt nach dem Dreh von „Herr der Ringe“ die Erlaubnis das Filmset für Besucher zugänglich zu machen. Für die „Hobbit“-Filme von 2010 wurden die Hobbithöhlen mit beständiger Materialen neu gebaut. Hobbiton ist mit 79 $ pro Person nicht gerade ein Schnäppchen. Kaum hat man die ersten Schritte im Auenland gemacht, ist das aber schon wieder fast vergessen. Mit viel Liebe zum Detail wurde das Örtchen hergerichtet. Es könnte jederzeit ein Hobbit aus der runden Tür zu seiner Wohnhöhle herauskommen. Inspirierend sind die Gärten, etwas wild aber wunderschön angelegt. Mal sehen was sich davon zu Hause umsetzen lässt. Zum Abschluss gibt es ein Bier im Green Dragon Inn, dem Pub von Hobbiton und dann sind die zwei Stunden leider auch schon um.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Hobbiton
7. März 2017 National Park - Turangi 48.62 km 383 m
9. März 2017 Turangi - Taupō 51.66 km 302 m
11. März 2017 Taupō - Waiotapu Tavern 54.85 km 225 m
12. März 2017 Waiotapu Tavern - Rotorua 28.41 km 207 m
14. März 2017 Rotorua - Matemata 71.13 km 438 m
15. März 2017 Matemata - Opal Springs 25.95 km 84 m
Total 280.62 km 1639 m