Es Cherli düre Jura

Wir schreiben das Jahr 2020, welches uns allen noch lange in Erinnerung bleiben wird. Noch sind die Grenzen zu, das hält uns aber natürlich nicht davon ab unsere Ferien auf dem Velo zu verbringen. Anstatt die grünen Hügel von Irland erkunden wir die grünen Hügel des Jura.

Vor- und Nachteil einer Veloreise im eigenen Land ist der flexible Abreisetermin. Der Blick auf die Wetterprognosen und das Regenradar lässt uns zögern und der Abfahrtstermin schiebt sich wieder einen Tag nach hinten. Dadurch werden wir zwar von vielen Regenschauer der diesjährigen Schafskälte verschont, aber leider verkürzt sich auch die Zeit, die wir tatsächlich unterwegs sind.

Am 11. Juni ist es soweit. Mit dem Zug fahren wir nach Moutier im Berner Jura, unserem Startpunkt auf dieser Tour. Kaum aus dem Städtchen und schon geht es bergauf. Ein Vorgeschmack darauf, was uns die nächsten Tage erwarten wird. Das Etappenziel Saignelégier erreichen wir nach knapp 40 Kilometer. Der dortige Camping ist längst kein Geheimtipp mehr. Es ist Donnerstagnachmittag und die Zeltplätze schon fast vollständig belegt. Erst später realisieren wir, dass dies nicht nur dem ersten schönen Wochenende seit der Wiedereröffnung der Campingplätze nach dem Lockdown geschuldet ist, sondern dass die katholischen Kantone auch noch einen Feiertag haben. Den ersten Fahrtag lassen wir in der nahe gelegenen Brauerei BFM ausklingen.

Vom Ort des feinen Biers fahren wir am nächsten Tag ins Tal der Grünen Fee. Wir folgen zunächst Veloroute 7, entscheiden uns aber gegen den Umweg über den Mont Soleil und fahren der Kantonsstrasse entlang nach La Chaux-de-Fonds. Kurz vor La Chaux-de-Fonds weckt ein Schild unsere Gelüste: „Boulangerie et Pâtisserie ouverte!“. Ein zweites Frühstück ist längst überfällig und so geniessen wir eine kurze Pause bei Kaffee und Kuchen. Nach La Chaux-de-Fonds wird die frisch getankte Energie auch gleich wieder verbrannt, denn es geht mehrheitlich aufwärts. Nach einer späten Mittagsrast werden wir mit einer schönen Abfahrt belohnt, bevor es dann am Ende des Talbodens von Les Ponts-de-Martel nochmals ansteigt. Zum ersten und nicht zum letzten Mal sind wir froh die Route durch den Jura von Nord nach Süd zu befahren. Der Anstieg nach Les Pont-de-Martel ist lang gezogen und mit angenehmer Steigung. Die Abfahrt nach Le Travers ist rasant und teilweise ziemlich steil. In Le Travers ergattern wir den letzten Zeltplatz auf dem kleinen Camping von La Coué.

Fast biegen wir falsch ab in Richtung Creux du Van. Die Himmelsrichtung und die starke Steigung lassen uns aber nochmals in die Karte schauen. Unser Anstieg folgt aber auch schon wenige Kilometer später. Von Buttes steigt die Strasse über 4 Kilometer an und führt uns nach La Côte-aux-Fées. Die französische Grenze ist nun in Reichweite. Wie uns zwei andere Radfahrer mitteilen, ist hier aber zwei Tage vor Grenzöffnung noch kein Durchkommen in den französischen Jura. Ob den vielen französischen Autokennzeichen diesseits der Grenze wundern wir uns dann umso mehr. Bei schönstem Sonnenschein sind wir in kurzen Hosen und T-Shirt am Morgen losgefahren. Während unserer Mittagspause in L’Auberson ziehen innert einer halben Stunde die ersten schwarzen Wolken auf und es wird merklich kühler. Der Regen ist nicht mehr weit und so fahren wir in Regenbekleidung los in Richtung Col de l’Aiguillon. Knapp 45 Minuten später und kurz vor Passhöhe spüren wir die ersten Tropfen. Bei der langen Abfahrt nach Baulmes wird der Regen immer stärker. Unten angekommen suchen wir Schutz unter dem Vordach einer Scheune.

Die unfreiwillige Rast hat uns einige Zeit gekostet. Mittlerweile ist es zwar trocken, wir haben aber trotzdem keine Lust die letzten Höhenmeter von Vallorbe zum Lac de Joux selber zu fahren. Zum Glück fährt stündlich ein Zug bis nach Le Brassus wo wir für diese Nacht ein Hotel gebucht haben. Leider ist das Restaurant zu, daher machen wir nochmals einen abendlichen Ausflug nach Le Pont um unseren Hunger zu stillen.

Zwischen dem Col du Marchairuz und dem heutigen Zmittags-Ziel erstreckt sich das Hochtal Combe des Amburnex. Die Aussicht auf eine währschafte Käseschnitte versüsst uns den morgendlichen Aufstieg von Le Brassus auf der Passstrasse. Sobald wir ins Seitental einbiegen sind wir die Autos los. Wir teilen das schmale Strässchen nur mit anderen Velofahrer*innen und der einen oder anderen Kuh. In der Alphütte Les Pralets gewähren wir uns die wohlverdiente croûte au fromage, dannach geht es rasant hinunter an den Jurafuss. In Bassins wechseln wir auf die Route 50 und folgen dieser ostwärts bis nach Romainmôtier wo wir unser Zelt auf dem Camping aufschlagen. Nach der Dusche kommt der Regen. Wir vertreiben uns die Zeit im Zelt mit Kartenspiel. Irgendwann hat Lo genug und macht sich mit Schirm ans Kochen, und schon bald hört der Regen zum Glück auf.

Nach Yverdon folgen wir der Route 5 am südlichen Ufer des Neuenburgersee nach Portalban. Hier verbringen wir zwei Tage mit baden im See, Ausflug mit dem Velo nach Salavaux (Gâteau de Vully) und mit dem Schiff nach Neuchâtel.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Jura
11. Juni 2020 Moutier - Saignelégier 38.53 km 859 m
12. Juni 2020 Saignelégier - Travers 61.63 km 706 m
13. Juni 2020 Travers - Vallorbe 56.90 km 1023 m
14. Juni 2020 Le Brassus - Romainmôtier 65.27 km 865 m
15. Juni 2020 Romainmôtier - Portalban 57.46 km 263 m
18. Juni 2020 Portalban - Zollikofen 59.42 km 500 m
Total 339.21 km 4217 m