Ä chli am Rhy entlang

In unserer Herbstferienwoche bestimmt das Wetter in weiten Teilen die Reiseroute. Im Osten scheint der Herbstregen und der erste Schnee etwas später einzutreffen und so beginnen wir den Rheinradweg (Eurovelo 15).

Die Zugfahrt nach Andermatt ist für sich allein schon eine Reise wert. Von Brig nach Andermatt fahren wir auf der Strecke des Glaciers Express und geniessen das Panorama auf das herbstliche Goms. Die Schmalspurzüge führen auch an einem gewöhnlichen Dienstag einen ganzen Wagen für Radfahrer mit und so finden die Bikergruppe, wir Tourenfahrer und eine vierköpfige Familie samt Anhänger Platz en masse.

In Andermatt verlockt das Umsteigen auf den Zug nach Disentis, welcher die vielen Kurven hoch auf den Oberalppass ebenfalls erklimmt. Doch unser Bewegungsdrang und der Ehrgeiz sind grösser. Mit bereits etwas knurrendem Magen fahren wir in Richtung Passhöhe. Die Temperatur ist angenehm, die Sonne versteckt sich noch etwas hinter den Wolken und es sind praktisch keine motorisierten Fahrzeuge auf der Passstrasse unterwegs. Das sind ideale Bedingungen für unsere erste Alpenpassfahrt. Nach etwas mehr als einer Stunde Aufstieg erreichen wir die Passhöhe und belohnen uns mit einem riesigen Stück Früchtekuchen (aka Wähje) mit Nidle.

Für die rasante Abfahrt haben wir die kurvige Strasse für uns.

Die Surselva begrüsst uns mit warmen Sonnenstrahlen, wo wir am späteren Nachmittag auf dem Camping in Trun unser Zelt aufstellen.

Am nächsten Morgen weckt uns das Geräusch von Regentropfen. Das Regenradar zeigt, dass der Schauer bald vorbei sein wird und so bleiben wir einfach noch etwas liegen. Kurze Zeit später trocknet das Zelt in der Morgensonne und wir stärken uns für die bevorstehenden Höhenmeter

Die ersten Kilometer von Trun nach Glion (Ilanz) führen mehrheitlich ohne nennenswerte Steigungen dem Rhein entlang. In Danis hört der Radweg dann aber abrupt auf. Neue Rohre werden verlegt und die Strasse vor uns ist einige Meter tief aufgebrochen. Die Bauarbeiter zeigen uns den Weg und zu zweit stossen wir die bepackten Räder den Hang hoch ?.

Nach Glion beginnt der anstrengende Teil der heutigen Route. Der Radweg verlässt den Fluss, welcher ab hier durch die tiefe Rheinschlucht mäandert. Die Höhenmeter belohnen mit einer spektakulären Aussicht auf die Schlucht und der Fahrt durch die pittoresken Dörfer Valendas und Versam. In Versam stärken wir uns in einem Selbstbedienungsladen mit Cookies.

Bei der Mittagsrast in Tamins beschliessen wir den Radtag in Chur zu beenden. Der nachmittägliche Gegenwind hilft beim Entscheid es uns in Chur noch etwas gut gehen zu lassen.

In Chur klappern wir die Lieblingsplätze von Eliane aus ihrer Studienzeit ab: wir schlecken Gelati bei Evviva Plankis, entspannen uns im warmen Wasser in der Oberen Au und Essen feine Quarkpizokel und Capuns im Restaurant Drei Könige. Im Hotel desselben Namens haben auch unsere Räder und wir ein Plätzchen gefunden. Einzig für ein gutes Bier bei Tom’s Beer Box oder der Werkstatt sind wir zu müde.

Ohne Zeltabbau und Frühstück kochen sind wir bereits um halb neun startklar. Die ersten Kilometer nach Landquart sind frisch, erst nach einiger Zeit schaffen es die Sonnenstrahlen über die Berge des Rheintals. In den Rebbergen von Malans blicken wir auf die feinen Trauben, von denen wir gestern leckeren Pinot Blanc getrunken haben. Der Radweg führt weiter durch die Rebberge von Jenins, Maienfeld und Fläsch.

In Fläsch kommen wir wieder an den Rhein und mit dem Auf und Ab ist es nun vorbei. Dem Rhein entlang fahren wir mit Sicht auf Liechtenstein und Österreich auf dem Rheindamm in Richtung St. Margrethen. Bereits um die Mittagszeit sind wir in der Nähe des vorgesehenen Etappenziels, wo Lo beinahe unsere Flaschen mit Weihwasser befühlt (wir haben das kleine Schild aber noch rechtzeitig entziffert). Trotz der schon fast 70 Kilometern in den Beinen entscheiden wir uns zum Weiterfahren. Das sonnige Wetter und die Windrichtung ermuntern uns noch bis zum Bodensee zu radeln.

Nach gut 100 Kilometer (inkl. Umwege) kommen wir am Bodensee an. In der Marina in Altenrhein finden wir einen Zelt- und Badeplatz. Trotz der aufziehenden Wolken kühlen wir uns noch im Bodensee ab und beenden den langen Fahrtag mit Gintonic und PastaPesto.

Bereits am selben Abend ziehen dicke Regenwolken über die Region. Der starke Wind rüttelt an unserem Heim. Das Wetterradar verspricht für die nächsten Tage Regen, Schnee!! und kühle Temperaturen. Wir beschliessen daher unser Velotüürli vorzeitig zu beenden und packen unser tropfnasses Zelt zusammen. Die letzten fünf Kilometer zum Bahnhof in Rorschach bestätigen unseren Entscheid ?. Und so endet unsere Rheinradreise in Rorschach am Bodensee. Fortsetzung folgt…

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Rheinradweg
22. September 2020 Andermatt - Trun 45.63 km 802 m
23. September 2020 Trun - Chur 51.63 km 659 m
24. September 2020 Chur - Altenrhein 96.66 km 202 m
25. September 2020 Altenrhein - Rorschach 6.12 km 35 m
Total 200.03 km 1696 m