Bye, bye Australia

In den vergangenen drei Wochen konnten wir uns von den vielen Velokilometern erholen. Zusammen mit Manu und Nils haben wir Victoria und South Australia bereist. Der Besuch von Kangaroo Island gehört sicher zu den Highlights unseres Australien-Trips.

Nun heisst es Abschied nehmen. Ein Wiedersehen ist nicht ausgeschlossen. Auf unserer Reisewunschliste stehen noch der Norden von Westaustralien von Exmouth bis Broome, Karijini National Park, die Kimberleys, Kakadu National Park und das Red Centre.

Was werden wir vermissen? Die Weite, der rote Sand, die bunte, vielfältige Tierwelt und Sea Salt Caramel Lindorkugeln. Was werden wir nicht vermissen? Vegemite!

Die letzten Tage verbringen wir bei Shane und Bec in Geelong. Dank den beiden wissen wir jetzt auch, was Eliane in Port Campbell nicht schlafen lassen hat. Die am Tag so verschlafenen, herzigen Koalas werden in der Nacht zu grunzenden Monstern. Natürlich darf ein Besuch in der Little Creatures Brewery nicht fehlen. Die haben von ein paar Jahren in Geelong eine Brauerei in einem alten Backsteingebäude eröffnet, um die Ostküste besser mit ihrem Bier zu versorgen.

Unsere nächste Destination – Christchurch, Neuseeland. Wir freuen uns darauf schon bald wieder im Sattel zu sitzen.

Grampians und Great Ocean Road

Mit dem Auto brauchen wir nicht viel mehr als einen Tag und schon sind wir wieder zurück in Victoria. Zum Glück hat sowohl die Holzofenbäckerei in Dunkeld wie auch der General Store in Halls Gap am Sonntag offen. Die Fahrt hierhin gibt uns schon einen Vorgeschmack auf das was uns im Grampians National Park erwartet. Die kurvenreiche Strasse führt durch bewaldete Hügel über rauschende Bäche und an lauschigen Campsites vorbei.

Wir schlagen unsere Zelte auf dem Plantation Campground auf. Hier bleiben wir zwei Nächte. Dazwischen erkunden wir den Nationalpark und statten dem Brambuk Cultural Center einen Besuch ab. Die Ausstellung ist sehr informativ aber etwas angestaubt.

Auf dem Weg an die Küste taucht vor uns plötzlich ein uns wohlbekannter Windsack auf der Strasse auf: der farbige Papagei, der über Irènes Liegevelo flattert! Wir können es kaum glauben, dass wir die beiden Franzosen (pardon, les deux bretons), die wir in Westaustralien kennengelernt haben, wieder treffen. Wir schwatzen ein bisschen am Strassenrand und fahren dann weiter. Am Abend laufen wir uns auf dem Camping in Port Campbell erneut über den Weg! On fait la conversation bis weit in die Nacht hinein bis wir müde in unsere Schlafsäcke kriechen. Eliane drückt trotzdem kaum ein Auge zu. Was da wohl ums Zelt schleicht und so merkwürdig grunzt?

Die restlichen Tage mit Manu und Nils verbringen wir entlang der Great Ocean Road. Die Landschaft hier ist äusserst spektakulär. Sowohl die Küste, wo grosse Wellen an die wilden Klippen donnern (London Bridge, Loch Ard Gorge, Twelve Apostles) wie auch der Regenwald im Landesinneren (Great Otway National Park) wo uns die Farne über die Köpfe wachsen.

Eine Woche nachdem wir Kangaroo Island verlassen haben erreichen wir Geelong. Manu und Nils fahren zügig weiter Richtung Queensland und wir legen ein paar Ruhetage ein.

Frech, frecher, Opossum

Seit dem 3. Januar reisen wir zu viert. Unser nächstes Ziel ist Kangaroo Island. Wir verlassen das Festland mit der Fähre um 6 Uhr früh am folgenden Tag. Der erste Kontakt mit der Tierwelt hat Eliane bereits am Hafen. Eine ziemlich grosse Spinne krabbelt hinter dem Rückspiegel hervor, wahrscheinlich eine Huntsman Spider. Sie weilt für eine kurze Zeit an der Frontscheibe, um anschliessend wieder hinter dem Rückspiegel zu verschwinden. Wir wissen nicht wie lange das Tier bereits dort wohnt und wir wollen es auch nicht so genau wissen.

Auf dem Weg zu unserem Zeltplatz im Flinders Chase National Park machen wir Halt in der Seal Bay. Wir können uns nicht satt sehen an den australischen Seelöwen, die sich am Strand von der Jagd erholen. Die Fotos zu sortieren wird eine Ewigkeit dauern. Am Abend beobachten wir auch noch neuseeländische Seebären beim Admirals Arch.

Kangaroo Island wird als eine Art Arche Noah genutzt. Weil die Zahl der Schnabeltiere (Platypus) auf dem Festland stetig zurück ging, begann man die eierlegenden Säugetiere auf der Insel anzusiedeln. Ein weiteres Beispiel sind die ligurische Bienen, die hier eine neue Heimat fernab von Italien gefunden haben. In Europa sind diese entweder ausgestorben oder haben sich mit anderen Bienenarten gekreuzt. Um die Art zu schützen, sind jegliche Bienenprodukte auf der Insel verboten. Legendär ist das Honig-Glacé von Cliffords Honey Farm, das wir natürlich auch ausprobieren mussten. Australien hat übrigens auch eine endemische Bienenart. Diese kommt ausschliesslich auf dem Festland vor und hat keinen Stachel.

Vom Schnabeltier sehen wir leider nur Luftblasen im Wasser. Die Tiere sind scheu und verstecken sich sobald jemand in ihre Nähe kommt. Dafür beobachten wir Koalas, Kängurus, Wallabys und Opossums. Unser Highlight ist die Sichtung von zwei Echidnas. Diese stacheligen Ameisenigel sind ebenfalls sehr schwer zu finden und wir haben das Glück ihren Weg bei Dämmerung zu kreuzen.

Zum Schutz der Tiere und des eigenen Fahrzeugs sollte man auf australischen Strassen nach Einbruch der Dunkelheit wenn möglich nicht mehr unterwegs sein. Auf den Sonnenuntergang bei den Remarkable Rocks möchten wir dennoch nicht verzichten, weshalb wir es trotzdem wagen. Die Abendstimmung ist wunderschön und wir geniessen die letzten Sonnenstrahlen mit nur wenigen anderen Touristen. Auf der Rückfahrt bleiben Auto, Insassen und Tierwelt heil. Sie wird uns allen trotzdem in Erinnerung bleiben. Wir sehen überall leuchtende Augen am Strassenrand und müssen alle paar Meter anhalten und mit der schwachen Hupe des Toyota Corolla die Opossums, Wallabys und Kängurus von der Strasse vertreiben.

Zurück auf dem Zeltplatz wimmelt es nur so von Wallabys und Opossums. Vielleicht ist es der laue Sommerabend? In der Nacht reisst uns ein Geräusch aus dem Schlaf. Ein Opossum verwechselt unser grünes Zelt mit einem Busch und klettert tatsächlich an der Zeltstange neben dem Eingang hoch um anschliessend über das Vorzelt runter zu rutschen. Alles nur geträumt? Leider nein. Am nächsten Morgen sehen wir nebst der Pfotenabdrücke auch zwei kleine Löcher, die das freche Fiech beim Hochklettern im Zeltstoff hinterlassen hat.

Happy New Year

Am Weihnachtstag fliegen wir von Perth nach Melbourne. Begleitet werden wir von den immer gleichen Weihnachtsliedern. „Last Christmas“ und 35 Grad, dass passt für uns noch immer nicht zusammen.

Im Hostel in Melbourne erwartet uns bereits Manuela, mit der wir die nächsten drei Wochen unterwegs sein werden. Das regnerische Wetter zu Wochenbeginn lässt uns jeweils etwas länger drinnen verweilen. Vieles bleibt ungesehen. Immerhin schaffen wir es bis nach Fitzroy, wo wir in einem äthiopischen Restaurant essen. Der Buna (äthiopischer Kaffee) zum Dessert bleibt nicht ohne Nebenwirkung – einschlafen dauert jetzt Stunden.

Das vierte Bett in unserem Zimmer ist jede Nacht unterschiedlich belegt. Mal schläft niemand darin, dann sind es plötzlich zwei… Am vierten Tag gesellt sich Isi zu uns, der wir unser Reisebuch „Cycling Australia“ schenken. Wir hoffen, dass die Tour durch Tasmanien klappt und das Radreisen ihr ebenso viel Freude bereitet wie uns.

Am 29. Dezember beladen wir das Auto und fahren los. Im Toyota Corolla können wir die Kartonschachteln mit den Velos knapp verstauen und auch für die Seesäcke findet sich noch ein Plätzchen. Leider gibt es hiervon keine Bilder. Der grosse Koffer fährt mit Eliane im Zug nach Geelong. Dort dürfen wir unsere Räder bei Shane und Bec zwischenlagern. Die beiden Couchsurfer waren auf ihrer Weltreise ein paar Nächte bei uns. Damit im Kofferraum auch noch das Gepäck von Nils einen Platz findet, packen wir in Geelong nochmals ordentlich um.

In zwei Tagen legen wir die Strecke Melbourne – Adelaide zurück. Am ersten Abend in Ballarat gibt es anstelle von Ausruhen eine Putzaktion. Im blauen Seesack ist das Shampoo ausgelaufen. Jetzt duftet alles nach Kokosnuss. Der zweite Abend verbringen wir auf einem einfachen Zeltplatz am Cockatoo Lake.

An Silvester treffen wir in Adelaide ein. Für drei Nächte sind wir im YHA-Cottage von Mount Lofty in den Adelaide Hills. Wir haben das ganze Cottage für uns. Fühlt sich an wie im Ferienlager. Vor dem Eingang grasen die Kängurus und wir haben eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Hier oben ist es allerdings deutlich kühler. Wir sind immerhin schon fast auf 700 Meter. Die Silvesterparty im Zentrum von Adelaide lassen wir aus, dafür geniessen wir das Feuerwerk um Mitternacht auf Mount Lofty.