Vom Berner Oberland ins Unterengadin

Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen brechen wir Ende Mai auf zu unserer diesjährigen Velotour in der Schweiz. Wir haben uns keine spezielle Route vorgenommen und auch keine Region. Wir fahren einfach am Sonntagnachmittag von zu Hause los und lassen uns mit dem Rückenwind ins Berner Oberland treiben. Nach nur wenigen Kilometern haben wir den ersten Etappenort Steffisburg erreicht, wo wir beim Familienbesuch auch gleich unser Zelt im Garten aufstellen können.

Am Thuner- und Brienzersee entlang radeln wir am nächsten Morgen weiter. Die Strasse zwischen Thun und Interlaken ist ziemlich befahren, aber dafür hat man auf dieser Seeseite immer den See gleich neben sich. Der Veloweg führt durchs beschauliche Städtli von Unterseen.

In Interlaken wechseln wir den See und auch die Seeseite. Doch vor dem Aufstieg nach Iseltwald gibts erst einmal Mittagsrast. Nach diesem Bänkli am See endet nämlich der flache Radweg. Der Nachmittag führt uns mit Steigungen bis zu 20% über Iseltwald, zu den Giessbachfällen und wieder runter nach Unterbach. Die letzten Kilometer bis Meiringen sind dann wieder flach und der Gegenwind mild. Bevor wir unser Zelt auf dem Campingplatz Balmweid aufstellen, belohnen wir uns in Meiringen noch mit Tatzelwurm und Kaffee. Den Kaffee zum Mitnehmen geniessen wir übrigens aus unseren Camping-Bechern. Bisher haben wir noch immer so auf den unnötigen Müll von Pappbechern verzichten können. Und nur selten füllen die Baristas den Kaffee vom Pappbechern dann in unsere Camping-Becher um.

Für die 3. Etappe wäre ein Tatzelwurm am Morgen angebracht. Die ersten 5 Kilometer führen über 450 Höhenmeter von Meiringen auf den Hasliberg. Die Brünigpassstrasse wäre hier mit weniger Kraftauswand zu bewältigen gewesen. Unterwegs werden immer wieder von Motörli-Biker:innen überholt. Zum Glück gibt es zwischendurch klares, kaltes Quellwasser. Es ist nämlich wieder ein sonniger, warmer Tag und wir kommen ordentlich ins Schwitzen. Vom Hasliberg fahren wir runter auf den Brünigpass. Nach einem kurzen Stück auf der Passstrasse geht der Radweg dann rechts ab und wir fahren abseits der Brünigpassstrasse in Richtung Lungern.

Nach einer rasanten Abfahrt treffen wir in Giswil auf ein älteres Radtourenpaar. Beide etwas geniert, dass sie jetzt mit E-Unterstützung fahren. Dabei lassen sie nicht unerwähnt, dass sie in früheren Jahren von der Schweiz bis nach St. Petersburg gefahren seien – ohne Motor. Nach einem kurzen Schwatz ziehen wir in gegengesetzter Richtungen weiter.

In Sachseln fahren wir am ersten Firma aus dem WOZ-Rüstungsreport vorbei. Maxon ist leider nicht nur Hersteller von E-Bike-Motoren und Mars-Rover, sondern auch Zulieferer für Drohnen, Bomben und Raketen.

In Sachseln endet auch das gemütliche gerade aus und runter fahren. Um nach Stans zu gelangen geht es erstmal deftig obsig. Hitze und Hunger lassen uns schon bei der alten Salzbrunnen-Brücke Rast machen. Nach einem weiteren, gefühlt ewig langem Aufstieg, kommt endlich der Abzweiger nach Kerns. Trotz Tempo liest Eliane aufmerksam die Schilder und legt eine gekonnte Vollbremsung ein bei Migis Schoggi Gädeli. Die tiefgekühlten Torten passen leider nicht in unsere Saccochen, dafür aber zwei Glacé-Becher und ein Stück Alpkäse.

Die zweite Firma aus dem Rüstungsreport treffen wir in Stans an. Hier sind die Pilatus-Werke zu Hause.

Mit der Autofähre gelangen wir von Beckenried NW nach Gersau SZ. Von da sind wir nach wenigen Kilometern auf dem Zeltplatz in Brunnen SZ. Mit über 65 Kilometern und 998 Höhenmetern in den Beinen sind wir zu Müde um noch selber zu kochen. Nach mehr als sechs Monaten, in denen wir Pandemie bedingt nicht Essen gehen konnten, ist es aber noch etwas ungewohnt, mal wieder auf der Terrasse einer Pizzeria zu sitzen.

Die 4. Etappe führt uns quer durch den Kanton Schwyz. Über Seewen und Steinerberg geht es wieder hoch über den Sattel. Wir staunen nicht schlecht, als wir bei den Wanderweg-Wegweisern lesen, dass wir wieder auf über 900 M. ü. M. angelangt sind. Brunnen liegt bei gut 400 M. ü. M. Belohnt wird dieser Aufstieg mit der Fahrt durch das Hochmoor von Rothenthurm und anschliessend Kaffee und Kuchen in Einsiedeln.

Das Etappenziel ist heute schon bald erreicht. In Euthal gibt es einen kleinen Campingplatz direkt am See. Der Ort verfügt sogar über einen Laden, so dass wir uns mit frischen Erdbeeren und kühlem Einsiedlerbier eindecken können.

Vom Auf und Ab im Kanton Schwyz haben wir etwas genug. Wir flüchten uns in der 5. Etappe über den Etzelpass nach St. Gallen. Die ersten Kilometer am Morgen sind noch gnädig. Fronleichnam ist Feiertag in katholischen Kantonen und so ist die Strasse entlang dem Sihlsee nur wenig befahren. Nur einige Tagesausflügler:innen begegnen uns. Der Etzelberg hat es wieder in sich, aber der Ausblick auf den Zürisee und die rasante Abfahrt nach Pfäffikon SZ (Tachorekord 65.6) lassen den Aufstieg schnell wieder vergessen.

Nach dem Mittagsrast am Ufer des Zürisees geht alles ebewägs durch die Linthebene. Den Zeltplatz in Weesen finden wir ziemlich schnell, nur die Reception will einfach nicht auftauchen. Nach ein paar Schlenkern finden wir auch die und erhalten wiederum ein Plätzchen direkt am See.

Den heutigen Fahrtag schliessen wir ab mit einem kurzen Bad im kalten See und einem kleinen Apéro in er Camping Beiz. Die Nähe zum See hat allerdings auch seine Tücken. Man ist kurz weg um Wasser zu holen oder um in den Packtaschen was zu suchen und schon macht sich Familie Schwan über die Zutaten für unser Abendessen her. Nur mit Mühe gelingt es uns die fauchenden Vögel wieder zurück ins Wasser zu jagen.

An Fronleichnam machen einige Menschen aus katholischen Kantonen die Brücke analog zur Auffahrt. Es empfiehlt sich daher bei kleineren Campingplätzen abzuklären, wie die Auslastung ist. Allerdings haben wir mit unserem Zelt und mit den Velos noch immer einen Platz gefunden.

Etappe 6 führt uns am Walensee entlang über Sargans nach Landquart. Dort verladen wir die Velos in den Zug nach Scuol, wo wir uns einen Ruhetag gönnen. Wir entspannen uns im Thermalbad und essen feine Bündner Spezialitäten.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Berner Oberland - Unterengadin
30. Mai 2021 Zollikofen - Steffisburg 34.57 km 211 m
31. Mai 2021 Steffisburg - Meiringen 52.65 km 514 m
1. Juni 2021 Meiringen - Brunnen 65.37 km 998 m
2. Juni 2021 Brunnen - Euthal 40.38 km 814 m
3. Juni 2021 Euthal - Weesen 56.12 km 301 m
4. Juni 2021 Weesen - Landquart 48.05 km 535 m
Total 297.15 km 3373 m