Mecklenburgerische Seenplatte

Nach 8 Tagen am CCCamp ziehen wir weiter.

Wir fahren spät los (die Nächte waren kurz) und halten bereits am nächsten Ort abrupt wieder an. Eliane entdeckt am Wegrand einen Stand mit frischen Eierschwümmli und Tomaten. Unser Menuplan ist gesetzt.

Wir sind froh um die brandenburgischen Wälder. Es ist über 30°C warm. In Fürstenberg/Havel machen wir eine späte Mittagsrast und planen eigentlich auch gleich hier zu übernachten. Für den Abend ist auf dem Gelände neben dem Campingplatz eine Halli Galli Party (O-Ton Plakat) angesagt. Auf das haben wir definitiv keine Lust. Nach einem kurzen Mittagsschlaf schwingen wir uns nochmals auf die Räder und sind schon bald in Mecklenburg-Vorpommern.

Auf dem Kanuhof Camping in Wustrow fühlen wir uns sofort wohl. Er ist klein aber fein. Kanuten und Velofahrer:innen scheinen ähnliche Bedürfnisse zu haben. Unweit vom Camping hat es einen Badestrand. Wir geniessen das Bad im See nach diesem heissen Tag sehr. Noch fast mehr geniessen wir die Dusche, die wir nicht mit 6000 anderen Menschen teilen müssen. Bei kühlen Bier und feinem Essen lassen wir den Tag ausklingen.

Eierschwümmli mit Fonio

Am Morgen begrüsst uns wieder die Sonne. Geplant ist eigentlich, dass wir der Eurovelo7 resp. der Route Berlin-Kopenhagen weiter folgen. Das gelingt uns knapp einen Kilometer. Dann verpassen wir offenbar einen Wegweiser. Das bemerken wir aber erst viel später und ist auch nicht weiter schlimm. Wir fahren jetzt einfach eine andere Route durch den Nationalpark Müritz. Wunderschön ist diese Route allemal. Unsere Tagesetappe endet in Jabel. Dort schliesst die Reception des Campingplatzes tatsächlich schon um 16 Uhr. Zum Glück dürfen wir unser Zelt im Bootshafen aufschlagen, dort ist auch um 17:30 Uhr noch wer vor Ort. Und es gibt auch hier einen Zugang zum Badestrand. Beim Kochen am Abend stellen wir fest, dass der Baum über unserem Zelt äusserst beliebt ist. Kurz überlegen wir, ober wir das Zelt wegen der vielen Vögel noch umstellen sollen. Wir lassen es vorerst bleiben.

Das Erwachen am Morgen ist etwas weniger schön als gestern. Unser Zelt ist voll mit Vogelkacke und Lorenz verbraucht unsere Notfall-Klopapierrolle für das Wegputzen. Ersatz für die Rolle erhalten wir vom Hafenwart. Heute verfahren wir uns nicht. Und auch unser liebstes zweites Frühstück gibt es. In Krakow am See finden wir auf Anhieb eine Bäckerei mit leckerem Mohnkuchen und Marzipanecken. Regionales dunkles Roggenbrot können wir auch noch kaufen. In Bützow am See finden wir wieder einen Kanucamping. Vom Campingplatz führt ein Steg direkt zum See. Das Wasser ist angenehm warm. Hier endet nun unsere Tour durch MeckPomm. Morgen gehts weiter nach Rostock auf die Fähre nach Dänemark.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Mildenberg - Bützow
19. August 2023 Mildenberg - Wustrow 50.14 km 162 m
20. August 2023 Wustrow - Jabel 72.87 km 240 m
21. August 2023 Jabel - Bützow 85.43 km 303 m
Total 208.43 km 705 m

Guten Morgen Berlin

Tag 0 von unserer diesjährigen Reise ist ungeplant hektisch. Kurz vor 19 Uhr sind wir endlich startklar und fahren die ersten Kilometer nach Bern. Von da gehts mit dem Intercity nach Basel. Für das Umsteigen auf den Nachtzug nach Berlin haben wir eigentlich genug Zeit eingeplant. Dennoch wirds plötzlich eng. Die Räder schlafen zwei Waggons weiter. Entsprechend muss das ganze Gepäck an einem Ort verstaut und dann die Räder noch im anderen Wagen versorgt werden. Und ein Bier für die Zugfahrt muss auch noch gekauft werden…

Wer länger schlafen will, bestellt im Nachtzug das Frühstück ab. Ausgeschlafen kommen wir in Berlin an, beladen unserer Velos und finden auf Anhieb den Beginn unseres Radwegs aus der Stadt. Über die ersten 15 Kilometer fahren wir einem Kanal entlang durch städtische Naherholungsgebiete und Wohnquartiere. In Spandau führt der Weg direkt an einer Bäckerei mit Café vorbei. Hier gibt’s endlich Frühstück.

Nach dem Frühstück führt der Radweg langsam aus dem Siedlungsgebiet der Grossstadt heraus. In Oranienburg füllen wir unsere Vorräte an Wasser, Essen und Geld auf. Kurz nach der Stadt finden wir ein schönes Mittagsplätzchen am Lehnitzsee. Nach dem Essen und einem kurzen Mittagsschlaf werden wir vom ersten Gewitterschauer überrascht. So schnell wie der Regen gekommen ist, ist er aber auch schon wieder weitergezogen.

Der Radweg führt nun mehrheitlich durch Wald und an der Havel entlang. Im Wald überrascht uns dann auch der nächste Schauer. Bis wir die Regenjacken aus den Packtaschen gefischt haben nieselt es nur noch. In den Jacken fühlt es sich an wie in der Sauna. Sie verschwinden schon bald wieder im Gepäck.

In Zehdenick stärken wir uns im Kloster Café mit Kaffee und Kuchen. Bis hier haben wir schon über 80 Kilometer in den Beinen und wir müssen noch knapp 10 Kilometer weiterfahren bis zu unserem Etappenziel.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Berlin - Mildenberg
12. August 2023 Berlin - Mildenberg 86.90 km 193 m
Total 86.90 km 193 m

Südböhmen

Im Gegensatz zu Dresden versuchen wir in Prag die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Aber schon ein Blick über die berühmte Karlsbrücke genügt uns. Es hat einfach zu viele Touristen. Bei stahlblauem Himmel haben wir auch keine Lust auf Museum und so verbringen wir den Tag in weniger stark frequentierten Quartieren. Auch so sehen wir viel von der Stadt und finden sogar einen Aussichtspunkt, der fast nur von Pragern besucht wird.

Der Elberadweg nördlich von Prag ist sehr gut ausgebaut. An schönen Sommerwochenenden stehen sogar an jeder Ecke improvisierte Biergärten, wo die zahlreichen Gäste auf Rädern, Trotties und Inline-Skates verköstigt werden. Ganz anders der Moldauradweg südlich der Stadt. Wir folgen dem GPS-Track der offiziellen tschechischen EuroVelo Website. Dieser führt uns zwischen Vrané nad Vltavou und Štěchovice allerdings derart ins Kraut (bzw. auf steile Waldwege und Kopfsteinpflaster der ganz groben Sorte), dass wir am Mittag des ersten Tages völlig entkräftet wieder auf manuelle Navigation umstellen.

Bei der Routenwahl beachten wir nicht zuletzt die Topografie. Die Moldau zieht in einer tiefen Schlucht ihre Schleifen, links und rechts davon erstreckt sich ein weites hügeliges Plateau (Hallo Jura). Wir wählen unsere Route so, dass wir den Fluss nicht allzu oft kreuzen. Das bedeutet zwar jedes Mal eine rassige Abfahrt, aber eben auch ein saftiger Anstieg auf der anderen Seite. Auf diese Weise fahren wir mit vernünftigem Kraftaufwand bis nach Hluboká nad Vltavou mit Übernachtungen in Zrůbek und Týn nad Vltavou.

Hier treffen wir wieder auf Touristen. Erst daran merken wir, dass das Schloss Hluboká ein beliebtes Ausflugsziel ist. Ein Vorteil hat es, dass die Region um České Budějovice (ja, auch da wird Bier gebraut) viele Reisende anzieht. Die Radwege sind wieder gut ausgebaut und einwandfrei ausgeschildert.

Ein letztes mal schlafen wir in Český Krumlov im Zelt. Am nächsten Tag erklimmen wir die vielen steilen Veloweg-Höhenmeter nach Vyšší Brod. Auf dem ersten Teil kommen uns dauernd röhrende Oldtimer entgegen. Wo veranstaltet man am besten eine Hobby-Rallye damit man den Strassenverkehr nicht zu stark beeinträchtigt? Natürlich auf dem Radweg, wo denn sonst! Später ist die Luft zwar frei von stinkenden Abgasen, dafür aber voll von Regentropfen. Klitschnass checken wir ins Hotel ein. Das Zelt ist immer noch nass von der Nacht zuvor und wir haben keine Lust mehr es aufzustellen.

Unsere Zeit in Tschechien endet wie sie begonnen hat – mit einem Fest. Es ist wieder Samstag und heute wird nicht Hochzeit sondern Geburtstag gefeiert im Säli, und zwar richtig. Mit Gesang und Tanz dass im Hotel-Restaurant die Gläser klingeln.

Der Sonntagmorgen begrüsst uns mit herbstlichem Nebel. Doch schon an der Grenze zu Österreich zeigen sich die ersten Sonnenstrahlen. Durch die hügelige Landschaft, die ans Emmental erinnert, fahren wir in Richtung Linz. Vor der letzten Abfahrt dieser Reise essen wir noch die süsse Wegzerrung, die Lorenz mit unseren letzten Kronen in der Cukrárna in Vyšší Brod gekauft hat. Dann gehts rasant hinab ans Ufer der Donau.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Südöhmen
4. September 2019 Prag - Zrůbek 69.62 km 961 m
5. September 2019 Zrůbek - Týn nad Vltavou 67.84 km 793 m
6. September 2019 Týn nad Vltavou - Český Krumlov 63.97 km 536 m
7. September 2019 Český Krumlov - Vyšší Brod 34.32 km 748 m
8. September 2019 Vyšší Brod - Linz 45.49 km 537 m
Total 281.24 km 3575 m

Von Dresden nach Prag

In Dresden lassen wir die üblichen Sehenswürdigkeiten aus und geniessen die Zeit im Stadtteil Neustadt. Das alternative Quartier ist aus baulicher Sicht die Altstadt von Dresden. Die ursprüngliche Altstadt von Dresden wurde 1945 fast vollständig zerstört, weshalb die meisten Bauten im Zentrum aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg stammen.

In der Neustadt finden wir alles was wir brauchen: gute Cafés, feines Essen, gemütliche Kneipen und sogar ein Arthouse Kino. So kommt es dann auch, dass wir in zwei Tagen gleich zweimal ins Kino gehen.

Die Fahrt aus der Stadt heraus ist weniger spektakulär als die Fahrt in die Stadt hinein. Nach wenigen Metern auf Scherben übersäten Strassen (Freitagabend war so einiges los) sind wir am Elbeufer auf dem Radweg Richtung Prag. Dieser führt uns zunächst durch die sächsische Schweiz und von dort über die Grenze nach Tschechien.

Die erste auffällige Neuerung nach der Grenze sind die Wegweiser. In Deutschland haben wir Mühe die grünen Zeichen auf weissem Grund zu entziffern – ausser wir stehen direkt unter dem Schild. Zudem ist in Deutschland meist nur die Richtung zum nächstgelegenen Ort angeschrieben, eine Richtungsangabe zu den regionalen Zentren fehlt meist. Das ist für ortsunkundige nicht gerade hilfreich. Die Tschechen hingegen machen da wirklich alles richtig. Schwarze Schrift auf gelbem Grund plus Routennummer plus Eurovelo Signet bzw. Elberadweg Emblem, da ist es wirklich schwierig vom Weg abzukommen. Nur manchmal führen die Radwege halt über Treppen – aber auch das ist sauber ausgeschildert.

Die erste Nacht verbringen wir auf dem Camping in Nebočady. Im zugehörigen Hotel hat sich eine Hochzeitsgesellschaft einquartiert. So erleben wir hautnah wie die Tschechen ihre Feste feiern. Ganz anders eine Nacht später auf dem Autokemp in Mělník; Die einzige Musik, die wir hören sind die Tropfen auf dem Zeltdach. Aber keine Party ist laut genug um uns vom schlafen abzuhalten und der Regen hat kaum gereicht um unser Zelt zu netzen.

Drei Tage nach Abfahrt in Dresden verlassen wir die Elbe und fahren der Moldau entlang nach Prag hinein.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Prag
31. August 2019 Dresden - Nebočady 73.67 km 355 m
1. September 2019 Nebočady - Mělník 89.98 km 287 m
2. September 2019 Mělník - Prag 62.39 km 377 m
Total 226.04 km 1019 m