Flussmündung auf Kangaroo Island
Happy New Year
Am Weihnachtstag fliegen wir von Perth nach Melbourne. Begleitet werden wir von den immer gleichen Weihnachtsliedern. „Last Christmas“ und 35 Grad, dass passt für uns noch immer nicht zusammen.
Im Hostel in Melbourne erwartet uns bereits Manuela, mit der wir die nächsten drei Wochen unterwegs sein werden. Das regnerische Wetter zu Wochenbeginn lässt uns jeweils etwas länger drinnen verweilen. Vieles bleibt ungesehen. Immerhin schaffen wir es bis nach Fitzroy, wo wir in einem äthiopischen Restaurant essen. Der Buna (äthiopischer Kaffee) zum Dessert bleibt nicht ohne Nebenwirkung – einschlafen dauert jetzt Stunden.
Das vierte Bett in unserem Zimmer ist jede Nacht unterschiedlich belegt. Mal schläft niemand darin, dann sind es plötzlich zwei… Am vierten Tag gesellt sich Isi zu uns, der wir unser Reisebuch „Cycling Australia“ schenken. Wir hoffen, dass die Tour durch Tasmanien klappt und das Radreisen ihr ebenso viel Freude bereitet wie uns.
Am 29. Dezember beladen wir das Auto und fahren los. Im Toyota Corolla können wir die Kartonschachteln mit den Velos knapp verstauen und auch für die Seesäcke findet sich noch ein Plätzchen. Leider gibt es hiervon keine Bilder. Der grosse Koffer fährt mit Eliane im Zug nach Geelong. Dort dürfen wir unsere Räder bei Shane und Bec zwischenlagern. Die beiden Couchsurfer waren auf ihrer Weltreise ein paar Nächte bei uns. Damit im Kofferraum auch noch das Gepäck von Nils einen Platz findet, packen wir in Geelong nochmals ordentlich um.
In zwei Tagen legen wir die Strecke Melbourne – Adelaide zurück. Am ersten Abend in Ballarat gibt es anstelle von Ausruhen eine Putzaktion. Im blauen Seesack ist das Shampoo ausgelaufen. Jetzt duftet alles nach Kokosnuss. Der zweite Abend verbringen wir auf einem einfachen Zeltplatz am Cockatoo Lake.
An Silvester treffen wir in Adelaide ein. Für drei Nächte sind wir im YHA-Cottage von Mount Lofty in den Adelaide Hills. Wir haben das ganze Cottage für uns. Fühlt sich an wie im Ferienlager. Vor dem Eingang grasen die Kängurus und wir haben eine wunderschöne Aussicht auf die Stadt. Hier oben ist es allerdings deutlich kühler. Wir sind immerhin schon fast auf 700 Meter. Die Silvesterparty im Zentrum von Adelaide lassen wir aus, dafür geniessen wir das Feuerwerk um Mitternacht auf Mount Lofty.
Silvester mit Känguru
Die Kängurus grasen direkt vor dem Cottage und lassen sich von uns nicht stören.
Skyline von Melbourne
Unser Hostel ist direkt im Zentrum, noch besser hat es uns aber im Quartier Fitzroy gefallen.
Goodbye W.A.
Die Leute hier in Perth beschweren sich immer noch über die kühlen Temperaturen, doch für uns sind 30 Grad in der Weihnachtszeit definitiv ein Rekord. Wie die Samichläuse in der Fussgängerzone das wohl aushalten in ihren warmen Kutten?
Während unseren letzten Tagen in Westaustralien besuchen wir die süssen Zwergpinguine auf Penguin Island, verabschieden uns von der Little Creatures Brauerei in Fremantle und ziehen ein letztes Mal durch die zentralen Quartiere der Stadt. Der Zufall will es, dass Anita und HP, die wir auf unserer ersten Australienreise durch Queensland kennengelernt haben, ausgerechnet jetzt in Perth ein Haus hüten. Wir verbringen einen gemütlichen Nachmittag und erhalten von den beiden gute Tipps für unsere nächste Destination.
Und wer weiss, vielleicht bleiben wir ja auch in Kontakt mit unseren neuen Bekanntschaften. Die Westaustralier kamen häufig auf uns zu, zeigten uns die lauschigsten Campingplätze, die schönsten Strände und Sehenswürdigkeiten auf einer Landkarte, boten uns Wasser an und Bier. Es ist auch nicht unüblich für einen Schwatz am Strassenrand zu halten.
Als Radfahrer gehört man hier definitiv zu den Exoten. Ausserhalb der grossen Städte gibt es oft keine Radwege und auf den Highways hat es nicht immer viel Platz. Die Autofahrer überholen meist mit genügend Abstand, nur einzelne sehen Radfahrer als überflüssige Verkehrsbehinderung. Um den Road Trains besser ausweichen zu können, empfiehlt sich ein Rückspiegel. Eine Anschaffung die wir wohl noch tätigen werden.
Trotz dem Wind hat uns die Fahrt durch die weite Steppe im Norden sehr gefallen. Der rote Sand bildet einen starken Kontrast zum stahlblauen Himmel und dem türkisfarbigen Meer. In den hügeligen Wälder des Südens sind die Distanzen zwischen den einzelnen Ortschaften meist kürzer und es gibt gute Gründe etwas häufiger vom Sattel zu steigen.
Westaustralien ist uns schon ein bisschen ans Herz gewachsen. Mit etwas Wehmut aber auch viel Vorfreude reisen wir bald weiter nach Osten. Melbourne ist unser nächstes Ziel.
Fairy Penguin
auf Penguin Island
Glücklich in Lucky Bay
Einen Tag früher als erwartet kommen wir am 15. Dezember in Albany an. Wir haben Glück und können unsere für Montag geplante Busfahrt nach Esperance auf Freitag umbuchen. In Albany bleiben wir nur eine Nacht, dafür bleibt genug Zeit in Esperance, um auch noch in den Cape le Grand Nationalpark zu fahren.
Frühmorgens um 6 Uhr geht es mit dem Bus landeinwärts nach Wagin, ein verschlafenes Nest in Mitten von Nirgendwo. Nach langem Suchen finden wir aber auch hier einen guten Kaffee, und zwar in einem Möbelgeschäft. Alle mal besser als die Kombination von Kaffee mit Fish&Chips oder gegrillten Würstchen, was die Alternative gewesen wäre. Nach 12 Stunden Busfahrt kommen wir endlich in Esperance an und feiern in Taylor’s Beach Bar den erfolgreichen Abschluss des ersten Teils unserer Radreise in Ozeanien. Mehr als 2’000 Kilometer haben wir in sechs Wochen zurück gelegt.
Bei schönstem Sonnenschein machen wir uns am Samstag auf den Weg in den Cape le Grand Nationalpark. Der Wind wird zunehmend stärker und auf den letzten Kilometern strampeln wir sogar wenn’s abwärts geht. Die Zeltplätze von Lucky Bay und Cape le Grand werden an diejenigen vergeben, die zuerst da sind. Wir hoffen bei jedem Auto, das uns überholt, dass die nicht auch dort zelten wollen. Bisher wurden wir zwar noch nie abgewiesen, aber man weiss halt nie. Kurz vor der Nationalpark-Grenze hält ein Wagen am Strassenrand und ein Paar in unserem Alter steigt aus. Sie teilen uns mit, dass Cape le Grand bereits ausgebucht ist und in Lucky Bay nur noch wenige Plätze frei sind. Sie bieten uns an, auf ihrem Platz unser Zelt aufzustellen, falls alles ausgebucht sein sollte bis wir dort ankommen. Dieses Angebot nehmen wir gerne an.
Kurz nach Mittag treffen wir in Lucky Bay ein und werden geblendet vom weissen Strand. Wir haben Glück. Ein Wohnwagen ist gerade dabei den Standort zu wechseln und wir können den frei gewordenen Platz gleich besetzen. Der Wind ist nochmals stärker geworden und wir sind froh, vom Camping Host einen Hammer ausleihen zu dürfen. Ohne diesen wäre es kaum möglich die Heringe im beinharten Untergrund zu verankern. Am Abend ist unser Hilleberg eines der wenigen Zelte, die noch stehen.
Der Sand in Lucky Bay ist fein wie Zucker und beim Gehen quietscht es so wie frischer Pulverschnee. Kängurus kann man hier ebenfalls am Strand finden. Leider werden die Tiere von Besuchern gefüttert, was dazu führt, dass sie ihre Scheu vor den Menschen verlieren und man sein Käsebrot gegen die Fresslust eines Kängurus verteidigen muss. Auf einen guten Kaffee muss man übrigens auch hier nicht verzichten. In den Sommermonaten kommt jeweils der Aborigini-Barista mit seinem Food-Truck vorbei.
Am Sonntag wandern wir auf den Frenchman Peak. Der steile Aufstieg lohnt sich, die Aussicht auf die vielen weissen Buchten des Nationalparks ist wunderschön.
Gegen Abend kommen zwei weitere Radreisende in Lucky Bay an. Irène und Joël sind vor mehr als zwei Jahren von ihrem Zuhause in Frankreich losgefahren. Sie werden die Nullabor Plain mit einer Reisegruppe auf einer mehrtägigen Tour durchqueren. Die Räder werden in den Gepäckanhänger verladen. Auf diese Idee sind wir leider nicht gekommen.
Zu Wochenbeginn heisst es Abschied nehmen von Lucky Bay und von Irène und Jöel. Wir haben schöne und glückliche Tage hier verbracht. Jetzt geht es wieder zurück nach Esperance und am Mittwoch weiter nach Perth, wo wir die letzten Tage in WA verbringen werden.
Datum | Strecke | Distanz | Höhenmeter | |
---|---|---|---|---|
Lucky Bay | ||||
17. Dezember 2016 | Esperance - Lucky Bay | 61.68 km | 152 m | |
19. Dezember 2016 | Lucky Bay - Esperance | 61.69 km | 146 m | |
Total | 123.37 km | 298 m |
Wald, Feuer und Rauch
Von Augusta (8. Dezember ab) bis Denmark (14. Dezember an) fahren wir praktisch nur durch den Wald. In Nannup treffen wir abermals auf die zwei Holländerinnen, die wir bereits aus dem Norden kennen. Abends ziehen dicke Rauchschwaden vorbei. Waldbrand oder Backburning? Bei Backburning wird grossflächig das Unterholz abgebrannt um so die Wahrscheinlichkeit von unkontrollierten Buschfeuern zu reduzieren. Es gibt auch einige Pflanzen, die nur nach einem Feuer spriessen. Trotz Rauch verbringen wir einen gemütlichen Abend, nicht zuletzt weil auch noch Roli sich zu uns gesellt. Er ist schon vor einigen Monaten von seinem Wohnort im St. Gallischen mit dem Töff aufgebrochen und hat seither Russland, China und Südostasien durchquert bevor er nach Australien gekommen ist. Wir begegnen ihm nochmals am Tag darauf, gerade als wir für drei Nächte in die herzige Jugi in Pemberton einchecken. Die ersten zwei Etappen haben uns viel Kraft gekostet. Die Topografie erinnert ans Emmental, viele Nebenstrassen sind nicht asphaltiert.
Zum Glück entschliessen wir uns nach den Ruhetagen nur eine kleine Etappe nach Northcliffe zu fahren. Wir brechen wegen dem strömenden Regen erst am Nachmittag auf. Trotzdem reicht es für einen Besuch beim Dave Evans Bicentennial Tree. Dieser über 60 Meter hohe Karri hat zuoberst eine Plattform, die genutzt wurde um Buschfeuer in der Umgebung zu erkennen. Lorenz klettert hoch, Eliane bleibt am Boden.
Eigentlich haben wir geplant wieder einmal eine Nacht im Nationalpark zu verbringen. Doch oh schreck, der Fernhook Falls Camping ist geschlossen. Es sieht ganz danach aus als ob auch hier kürzlich Backburnings stattfanden. Vereinzelt rauchen die Strünke neben der Fahrbahn noch. In dieser Gegend wollen wir definitiv nicht schlafen. Daher bleibt uns nichts anderes übrig als bis nach Walpole zu fahren. Am Abend zeigt der Velocomputer fast 100 Kilometer an und bevor wir den Camping erreichen werden wir auch noch schnell von einem Regenschauer durchnässt. Umso mehr Freude bereitet uns das Bier mit dem uns unser Platznachbar Jean-Michel und seine Familie so herzlich empfängt.
Auf dem Weg nach Denmark schauen wir beim Tree Top Walk vorbei. Hier kann man die mächtigen Red Tingle Trees bestaunen, die nur in einem sehr begrenzten Gebiet vorkommen. Viele haben unten im Stamm grosse Löcher, die durch Pilze und Insekten verursacht werden und bei Feuern weiter ausbrennen. Die Bäume (und deren Löcher) werden manchmal so gross, dass man ein Auto hineinstellen kann.
Datum | Strecke | Distanz | Höhenmeter | |
---|---|---|---|---|
Augusta - Albany | ||||
8. Dezember 2016 | Augusta - Nannup | 88.80 km | 488 m | |
9. Dezember 2016 | Nannup - Pemberton | 82.96 km | 816 m | |
12. Dezember 2016 | Pemberton - Northcliffe | 39.68 km | 367 m | |
13. Dezember 2016 | Northcliffe - Walpole | 94.33 km | 709 m | |
14. Dezember 2016 | Walpole - Denmark | 80.20 km | 652 m | |
15. Dezember 2016 | Denmark - Albany | 64.32 km | 242 m | |
Total | 450.29 km | 3274 m |