The sound of silence

Vor der Ankunft der ersten Menschen war Neuseeland ein Vogel-Paradies. Riesige flugunfähige Moas wanderten übers Land. Einzig der ebenso grosse Haast Eagel konnte ihnen gefährlich werden. Kiwis (the worlds most unbirdlike bird) und Takahē (eine uralte Kreatur) rumorten im Unterholz und Papageie, die sich an das alpine Klima angepasst hatten, veranstalteten ein Riesenkrach. Viele Arten hatten kaum natürliche Feinde und wenig Konkurrenz. An Land gab es ausser Fledermäusen keine Säugetiere.

Das hat sich geändert als vor ca. 800 Jahren die Maori landeten und begannen das Land zu besiedeln und die Tiere zu jagen. Dramatisch wurde die Situation mit der Ankunft der Europäer, die weite Teile des Regenwalds abholzten. Mit ihnen kamen auch neue Fressfeinde wie Ratte, Fuchs und Hermelin, sowie der wohl meistgehasste Neuankömmling: das australische Opossum. Vor allem Vögel die nicht oder nur schlecht fliegen können sind eine leichte Beute.

Natürlich hören wir zwischendurch einzelne Vögel rufen. Der Unterschied zu Australien ist aber schon bemerkenswert. Da gab es vor Sonnenaufgang jeweils ein Gezetter – ausschlafen im Zelt konnte man vergessen. Hier in Neuseeland sind es eher Gockel und Esel, die uns wecken. Manchmal ist die Stille ohrenbetäubend; nämlich dann wenn man ausser den Zikaden überhaupt nichts hört.

Da ist des Pukaha Mount Bruce Wildlife Center eine willkommene Abwechslung. Das Hinweisschild sieht zwar aus als handle es sich um eine Touri-Falle. Beim näheren Hinsehen realisieren wir, dass es hier einiges zu entdecken gibt. Der Komplex beherbergt eine gut gemachte Ausstellung über bedrohte und ausgestorbene Arten, einen Wildpark mit Volieren, ein Kiwi-Haus wo die nachtaktiven Kerlchen beobachtet werden können und dazu noch eine Forschungsstation wo Brutprogramme durchgeführt werden. Von da aus werden auch die Populationen im angrenzenden Naturreservat unterstützt und kontrolliert. Nach unserem Streifzug durch den Wildpark können wir nun erahnen wie es hier früher mal getönt hat.

Neben dem Mount Bruce gab es noch ein weiteres Highlight auf der sonst eher mässig interessanten Strecke von Wellington nach Whanganui. Für die erste Übernachtung haben wir uns nämlich einen besonders schönen Platz ausgesucht. Am höchsten Punkt der Rimutaka Incline – eine zum Veloweg umfunktionierte alte Eisenbahnstrecke – gibts einen wunderbaren flachen Campingplatz. Fern von Autolärm und Campervans sind wir der Milchstrasse wieder mal besonders nah. Hier können wir die Stille so richtig geniessen.

Das beste ist, dass der nächste Tag mit einem Tunnel und einer „entertaining downhill section“ beginnt (O-Ton der Werbebroschüre). Das ist bestimmt unterhaltsam wenn man den Touristen zuschauen kann wie sie ihre vollbepackten Tourenräder durch den Bergbach schleppen und wie sie über enge single trails balancieren ?

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Rimutaka
24. Februar 2017 Days Bay - Rimutaka Rail Trail Summit 53.58 km 577 m
25. Februar 2017 Rimutaka Rail Trail Summit - Masterton 54.49 km 165 m
26. Februar 2017 Masterton - Pahiatua 63.17 km 325 m
27. Februar 2017 Pahiatua - Feilding 56.22 km 424 m
28. Februar 2017 Feilding - Whanganui 72.34 km 411 m
Total 299.80 km 1902 m

Inselwechsel

Auf der Südinsel fügt Lorenz zum Schluss noch ein weiteres Objekt auf die Liste der vergessenen Gegenstände hinzu: Zu Haferflocken, Badehose und Badetuch kommt nun auch noch unser Reserve-Reifen. Das ist nicht weiter schlimm, denn mittlerweile wissen wir ja wo wir in NZ Schwalbe-Reifen kaufen können. Und schliesslich findet Lorenz für jeden vergessenen Gegenstand unterwegs unzählige Haarbändeli (aka Multifunktions-Bändeli) und Heringe fürs Zelt.

In Nelson verbringen wir zwei schöne Tage. Eliane hat ein Mini-Klassentreffen mit drei Studienkolleginnen und für Lorenz gibt es endlich mal wieder einen Farmers Market am Samstag. Dort essen wir zum Frühstück Maori Bread, ein frittiertes Weissbrot gefüllt mit Banane, Speck (nur in Lo’s Brötli) und Ahornsirup. Beide Varianten sind sehr lecker! Erfahrungsgemäss stellen wir uns beim Kaffee-Wagen mit der längsten Schlange an: Der Kaffee ist stark und gut.

Fünf Wochen haben wir die Südinsel bereist. Die Region um Karamea, Abel Tasman Nationalpark und der Malborough Sound müssen wir zum Schluss leider auslassen. Wir wollen weiter auf die Nordinsel.

Zwei Tage brauchen wir um von Nelson zur Fähre in Picton zu gelangen. Der erste Tag führt zunächst gemütlich der Küste entlang, dann über den Gentle Annie Saddle. Dieser ist wirklich noch sehr „gently“ und gut zum Aufwärmen. Der Whangamoa Saddle verlangt uns schon etwas mehr Beinkraft ab. Zum Abschluss gibt es noch den Rai Saddle, der nochmals ziemlich Energie saugt. Als Belohnung gibt es ein kühles Bad im Pelorus River. Von Havelock, wo wir die Nacht verbringen, bis zur Fähre sind es am zweiten Tag nur noch 35 Kilometer. Hinter jeder Kurve erwartet uns die Aussicht auf Pelorus Sound und seine Nebenarme. Einen schöneren Abschluss für die Südinsel könnte es nicht geben. Kurz vor Mittag erreichen wir Picton. Die Fähre um zwei Uhr lässt sich ohne Probleme noch kurzfristig buchen. Die Überfahrt auf die Nordinsel dauert etwas mehr als drei Stunden. Das Schiff fährt durch den Queen Charlotte Sound, dann weiter über die Cook Strait nach Wellington.

In Wellington steigen wir gleich aufs nächste Boot. Fahrrad mitnehmen ist hier kostenlos, hat aber einen kleinen Haken. Ein netter Pendler informiert uns, dass die Fahrräder auf dem Oberdeck abgestellt werden müssen. Einsteigen tut man aber auf dem Unterdeck. Für uns heisst das einmal Räder entladen und diese dann über eine Treppe vom Unterdeck aufs Oberdeck tragen. Beim Raustragen der vielen Taschen wird uns in Days Bay auch wieder geholfen. Pünktlich zum Abendessen treffen wir in Eastbourne ein, wo wir die nächsten Tage bei Freunden unterkommen.

Inselwechsel heisst auch neue Karten besorgen. Zwei Visitor Centres und drei Buchhandlungen klappern wir ab, bis uns jemand den Mapshop empfehlen kann. Hier finden wir endlich das gewünschte Kartenmaterial.

Das Te Papa Museum gehört zu Recht zu den Highlights von Wellington. Wir haben eine in Formaldehyd eingelegte Riesenkrake gesehen, konnten unsere Kenntnis über die hiesige Vogelwelt deutlich verbessern und haben in einer geführten Tour sehr viel über die Maoris gelernt. Bis wir endlich zum National Film Archive kamen, hatte dieses bereits geschlossen. Zum Glück ist ein Teil des Archivs in Auckland untergebracht. So haben wir eine zweite Chance.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Nelson - Picton
19. Februar 2016 Nelson - Havelock 72.51 km 880 m
20. Februar 2017 Havelock - Picton 32.99 km 806 m
Total 105.49 km 1686 m

Tunnelblick

Nach dem erholsamen Ruhetag im Punakaiki Beach Backpackers gehts erst mal weiter wie bisher. Unter uns krachen die Wellen an die Klippen und über uns verschwinden die von Regenwald bedeckten Hängen in den tiefen Wolken. In einem ständigen auf und ab windet sich die Strasse der schroffen Küste entlang. Kurz vor der Abzweigung nach Westport verschwinden die Hügel und auch die letzten Wolken werden vom Wind über die Berge weggetragen.

Wir haben genug Proviant für die nächsten Tage, daher lassen wir die  Stadt links liegen und folgen dem Buller River direkt in die Schlucht. Dieser ist in Folge der intensiven Regenfälle zu einem mächtigen Strom angewachsen. Ganz zum Missfallen des kauzigen Managers vom Berlins Cafe, weil es so zu gefährlich ist um mit dem Jetboat übers Wasser zu flitzen. Zelt aufstellen geht zum Glück, er zeigt uns den besten Platz wo sich meistens nicht einmal Pfützen bilden.

Auch während dem folgenden Tag führt die Strasse durch die enge Schlucht flussauwärts. Die Steigungen werden strenger und auch der Verkehr nimmt zu. Zuerst überholen uns nur vereinzelte Holztrucks. Kurz vor Murchison treffen wir auf den State Highway 65, die Route über den Lewis Pass nach Christchurch. Ab hier brausen uns die Trucks nur noch so um die Ohren. Erst später begreifen wir, dass der gesamte Nord-Südverkehr durch dieses Nadelör durch muss. Dies weil die normale Küstenroute wegen dem Erdbeben vom November nach wie vor geschlossen ist.

Wir schlafen in Murchison und hoffen, dass es am frühen Morgen weniger Verkehr hat. Auch wir müssen schliesslich diesen Engpass bewältigen. Einige Fahrer interessiert es überhaupt nicht ob sich jemand am Strassenrand aufhält – klassischer Tunnelblick. Es sind nicht so sehr die LKWs, die uns manchmal fast von der Strasse drängen, sondern eher die Tourbusse, die mit unverminderter Geschwindigkeit und ohne Abstand an uns vorbeibrettern. Wir sind glücklich als wir endlich die Abzweigung bei Kawatiri erreichen. Tatsächlich biegen dort die meisten Fahrzeuge auf den SH 63 ein, der nach Blenheim und Picton führt. Wir fahren weiter auf dem Highway 6 in Richtung Nelson.

Am Abend auf dem Camping treffen wir auf Bernhard und Christa. Sie sind un die Gegenrichtung unterwegs und wir tauschen bis gefühlt spät in die Nacht Reisegeschichten aus. Schon am Morgen hat uns ein Biker von einem Radweg durch einen alten Eisenbahntunnel erzählt. Die beiden haben die Abzweigung gesehen, liessen dich aber von der Naturstrasse abgeschrecken. Das ist nicht weiter verwunderlich, tatsächlich sind die Radwege in Neuseeland eher für Mountainbikes ohne Gepäck konzipiert. Beispielhaft für die Kiwi-Radkultur ist auch, dass ein Radweg immer bei einem Parkplatz beginnt (irgendwie muss man ja zum Radweg kommen) und dass man meist Tore passieren muss, bei deren Konzipierung niemand mit Packtaschen und voll beladenem Gepäckträger gerechnet hat.  Nachdem wir aber gute Erfahrungen auf dem West Coast Wilderness Trail gemacht hatten, liessen wir uns auf dieses Wagnis ein. Wo kann man sonst mit dem Velo durch einen Tunnel fahren und sich so sogar noch ein paar Höhenmeter sparen?

Auch mit Velolicht und Stirnlampe sieht man nicht viel in dem unbeleuchteten Loch. Die Reflektoren entlang der Seitenwände erleichtern es die Spur zu halten. Der Spooners Tunnel wurde erst kürzlich wieder eröffnet, der Strassenbelag ist für hiesige Verhältnisse fast rollstuhlgängig. Zum Glück, denn Steine oder Löcher würde man auch kaum sehen.

Bis nach Belgrove folgt der Great Taste Trail dem alten Bahntrasse mit kleinem stetigen Gefälle. Nur einmal liegt ein Baum quer über der Strasse. Glücklicherweise so, dass man bequem unten durch kommt. Nach dem obligaten Kaffee und Kuchen Stopp bei der Wakefield Bakery folgen wir nicht mehr allen Schlenkern des Velowegs. Der Plan ist die Stadt Nelson zu erreichen bevor der Regen einsetzt. Leider klappt das nicht ganz. Es beginnt mit leichtem Niesel. Kein Grund gleich die Regenklamotten hervor zu kramen. Wird dann aber stetig stärker… Dank Elianes Weitsicht erreichen wir die Jugi auf direktem Weg. Zum Glück, denn Lorenz‘ Tunnelblick hätte uns wohl direkt ins Stadtzentrum geführt.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Punakaiki - Nelson
14. Februar 2017 Punakaiki - Berlins 75.95 km 996 m
15. Februar 2017 Berlins - Murchison 63.44 km 745 m
16. Februar 2017 Murchison - Motupiko 71.75 km 617 m
17. Februar 2017 Matupiko - Nelson 57.60 km 211 m
Total 268.74 km 2569 m

Gletscher, Strand und Regenwald

Am Nationalfeiertag Waitangi Day am 6. Februar setzen wir keinen Fuss vor die Hostel-Tür. Draussen schüttet es 12 Stunden lang und im Hostel wird am Nachmittag sogar der Schwedenofen eingeheizt. Ein perfekter Ruhetag.

Die Westküste gehört zu den niederschlagreichsten Regionen von Neuseeland. Tāwhirimātea, der Wettergott der Maoris, sorgt in dieser Woche jedoch für gutes Fahrwetter: viel Sonne und wenig Wind. Nur zwei Mal in sechs Tagen gibt es kurze Regenschauer.

Am Dienstag fahren wir der rauen Küste entlang in Richtung Gletscher. Fox Glacier lassen wir aus, die kurze Wanderung zum Franz Josef Gletscher machen wir. Etwas störend sind die vielen Helis, die ständig über unsere Köpfe fliegen. Es ist dennoch eindrücklich zu sehen, wie der Gletscher umgeben von Regenwald ins Tal fliesst.

Der Donnerstag bringt ein gutes Kontrastprogramm zu den Touri-Massen der vergangenen zwei Tage. In Okarito machen wir eine nächtliche Kiwi-Beobachtungstour in einer Kleingruppe von acht Personen. In der Umgebung dieses Dörflis (ca. 30 Bewohner) gibt es die Rowi Kiwis. Bei Mondschein laufen wir durch den Wald. Nicht ohne vorher gelernt zu haben sich leise über den Waldboden zu bewegen und die Geräusche von Keas, Ruru-Eulen und natürlich den Kiwis zu unterscheiden. Kiwis sind äusserst scheu und in dieser Nacht traut sich keiner aus dem Gebüsch. Es sind allerdings sehr laute Vögel. Wir hören wie sie mit ihren grossen Füssen durch das Unterholz watscheln und mit ihrem Schnabel den Boden nach essbarem durchforsten. Auch wenn wir keinen Kiwi sehen konnten war die Nacht im Wald ein wunderschönes Erlebnis.

In Ross stellen wir unser Zelt direkt gegenüber dem historischen Empire Hotel auf. Wohlgemerkt, in Australien und Neuseeland entsprechen die Hotels eher unseren Pubs. Auf dem Land erfüllen sie nicht selten so unterschiedliche Zwecke wie Bar, Bottle Shop, General Store, Tankstelle und manchmal eben auch Zeltplatz. In der Gaststube knistert der Kamin, am Pool-Tisch liefert sich der Barkeeper ein Duell mit den working Backpackers, ein altes Klavier versperrt fast den Eingang. Hier trifft sich das halbe Dorf mit der halben Welt. Und das beste ist, dass wir am Schluss nur über die Strasse wanken und in unser Zelt kriechen müssen.

Zwischen Ross und Greymouth verlassen wir zeitweise den Highway und fahren auf dem Westcoast Wilderness Trail. An diesem sonnigen Tag geniessen wir die Pausen am Strand. Es ist schön für ein paar Kilometer den Mietautos und -campern zu entfliehen.

Noch schöner ist es abends auf ein bekanntes Gesicht zu treffen. Mit Salome verbringen wir zwei gemütliche Abende in Greymouth und Punakaiki. In dieser kurzen Zeit lassen sich leider nicht alle Reisegeschichten erzählen. Zum Glück trifft man sich schon bald wieder in Nelson.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Haast - Punakaiki
8. Februar 2017 Jacobs River - Franz Josef 67.19 km 955 m
9. Februar 2017 Franz Josef - Okarito 36.12 km 243 m
10. Februar 2017 Okarito - Ross 100.16 km 807 m
11. Februar 2017 Ross - Greymouth 68.40 km 96 m
12. Februar 2017 Greymouth - Punakaiki 43.98 km 309 m
Total 315.85 km 2410 m

Alpenbrevet

In den ersten fünf Februar-Tagen fahren wir von Manapouri im Fjordland nach Haast an der Westküste. Wir haben Glück mit dem Wetter, nur einmal in Queenstown wird unser Zelt etwas nass vom Regen.

Das einsame Pässchen

Die Strecke bis dahin führt durch eine wunderprächtige Hochebene. Wir fahren entlang von Lothlórien und durch Teile des Fangorn-Waldes. Wir rechnen schon damit Hobbits oder Elben zu begegnen und hoffen, auf keine Orks zu treffen. Zeitweise sind wir da wirklich alleine – nicht mal mehr Schafe sind zu sehen. Die Schotterstrasse ist bis auf wenige Stellen gut befahrbar. Manchmal fehlt halt die Brücke und dann gilt es Schuhe ausziehen und das Velo durch den Bach schieben.

Auch auf dem Camping bei den Mavora Lakes haben wir keine direkten Nachbarn. Umso mehr freuen sich die Sandflies, die in Schwärmen über uns herfallen.

Die Walter Peak High Country Farm bildet den Abschluss dieser Teilstrecke. Dort erleiden wir einen wahren Kulturschock. Nach zwei Tagen im Kraut stehen wir mitten in Horden von Touristen. Und das ist nur ein Vorgeschmack auf den Rummel in Queenstown. Dorthin gehts mit dem altehrwürdigen Dampfschiff TSS Earnslaw.

Der mörderische Pass

Wir haben die Wahl: Entweder in zwei Tagen durch die viel befahrene Kawarau Gorge oder in einem Tag über den höchsten asphaltierten Pass Neuseelands (1076 m), der Crown Range nach Wanaka zu fahren. Wir entscheiden uns für letzteres. An diesen Aufstieg werden wir uns wohl noch lange erinnern. Die letzten Kilometer vor der Passhöhe sind so steil, dass wir das Gewicht unserer bepackten Velos kaum stemmen mögen. Dafür ist die Abfahrt umso schöner – zumindest der Teil bevor der Nordwind einsetzt und uns heftig ins Gesicht bläst.

Der lange Pass

Auf der Strasse von Wanaka nach Makarora hat man immer wieder eine unglaubliche Aussicht, zuerst auf den Lake Hawea und später auf den Lake Wanaka gesäumt von schroffen Flanken und Schneebergen. Auf der ausgesetzten Strasse gibt es aber leider kaum Schutz vor dem Wind. Dieser hat seit dem Vortag kaum nachgelassen. Wir beissen uns durch und am Abend verziehen wir uns in unsere Schlafsäcke noch bevor die Sonne untergegangen ist.

Im Vergleich zur Crown Range ist der Aufstieg zum Haast Pass harmlos. Wenn wir hier Stopps einlegen, dann nicht weil wir ausser Atem kommen, sondern eher um Spaziergänge in den prächtigen Regenwald zu machen. Auf der ganzen Strecke gibt es keine einzige Siedlung. Die mächtigen Flüsse beanspruchen den ganzen Talgrund für sich.

Die Alpenquerung ist geglückt, doch unsere Beine sind müde von der langen Strecke und den vielen Höhenmeter (insgesammt 3187). Daher freuen wir uns dennoch als wir endlich unsere Unterkunft in Haast erreichen. Hier gönnen wir uns wieder mal einen Ruhetag und lassen die Kaltfront vorbeiziehen.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Manapouri - Haast
1. Februar 2017 Manapouri - Mavora Lakes 69.92 km 542 m
2. Februar 2017 Mavora Lakes - Queenstown 56.38 km 317 m
3. Februar 2017 Queenstown - Wanaka 74.24 km 962 m
4. Februar 2017 Wanaka - Makarora 59.20 km 620 m
5. Februar 2017 Makarora - Haast 81.51 km 685 m
Total 341.24 km 3126 m

Doubtful Sound

Die Strecke Oamaru – Dunedin bringen wir in zwei Tagen hinter uns. An beiden Tagen bekommen wir eine ordentliche Portion Regen ab, zwischendurch scheint aber immer mal wieder die Sonne. Das Fahren unterbrechen wir in Moeraki, wo wir die Boulders (Maori „Te Kaihinaki“) anschauen. Die Steinkugeln haben sich in einem komplizierten geologischen Prozess gebildet.

In Dunedin gönnen wir uns zwei Nächte in Hogwartz, einem Hostel das die Schule von Harry Potter zum Thema hat (die Schreibweise hat vermutlich rechtliche Gründe). Unser schönes Zimmer geniessen wir vor allem für die weitere Planung. Schon in der Schweiz haben wir uns überlegt eine Cruise durch den Doubtful Sound zu machen. In Neuseeland angekommen, haben wir die verschiedenen Anbieter gecheckt und sind ob der Preise etwas erschrocken. Der vielversprechende Wetterbericht für Anfang Woche hilft nun aber bei der Entscheidung. Wir buchen die Cruise und eine Busfahrt quer über die Südinsel nach Te Anau. Damit ersparen wir uns auch eine Woche Gegenwind, der uns beim ursprünglichen Plan in Richtung Invercargill weiter zu fahren garantiert gewesen wäre.

Am Montag besteigen wir mit acht anderen Passagieren das Boot. Die Crew (Vater und Sohn) weiss viel über Landschaft und Geschichte und zeigt uns die schönsten Ecken im verzweigten Fjord. Wir geniessen das wunderbare Wetter meist auf dem Oberdeck.

Die lange Fahrt zur Tasman Sea unterbrechen wir am Nachmittag um zu fischen. Einige Passagiere (darunter auch Eliane) ziehen beachtliche Exemplare heraus, die noch an Deck ausgenommen und filetiert werden. Die essen wir dann zum Znacht. Doch vorher wird es noch einmal richtig ruppig. Die Felsen wo sich die Robben räckeln und die Albatrosse kreisen sind nämlich schon fast auf dem offenen Meer wo das Boot dem hohen Seegang ausgesetzt ist.

Wieder in ruhigeren Gewässern angelangt sitzen wir gemütlich zusammen und geniessen den Fang vom Nachmittag mit köstlichen Beilagen. Plötzlich tauchen Delfine vor dem Schiff auf. Natürlich stürmen sogleich alle an Deck um den vorwitzigen Tieren dabei zuzuschauen, wie sie um den Bug schwimmen oder sogar in die Luft springen. Wir lassen die Kamera in der Kabine, dieses Schauspiel wollen wir einfach nur geniessen.

Noch in der Nacht beginnt es zu regnen. Am nächsten Morgen sehen wir den Doubtful Sound, wie ihn wohl die meisten sehen: im strömenden Regen mit nebelverhangenen Gipfeln. Die vielen Wasserfälle sind so noch viel eindrücklicher. Wir haben den perfekten Tag erwischt. Das war „no doubt“ die richtige Entscheidung.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Omaru - Dunedin
26. Januar 2017 Oamaru - Moeraki 41.32 km 239 m
27. Januar 2017 Moeraki - Dunedin 78.09 km 939 m
29. Januar 2017 Te Anau - Barnyard Backpackers 10.21 km 101 m
30. Januar 2017 Barnyard Backpackers - Manapouri 12.73 km 5 m
Total 142.34 km 1284 m