Von kalten Duschen und heissen Quellen

Der Tongariro National Park ist unser Tor zum geothermisch aktiven Zentralplateau der Nordinsel. Die drei Vulkane waren also erst der Anfang. Schon in Turangi dampft es an einigen Stellen einfach so aus dem Boden oder es blubbert in einem Schlammloch direkt neben einem Wohnhaus. In diesem Ort treffen wir auch wieder auf Salome. Mehr oder weniger gemeinsam reisen wir die nächste Woche bis Rotorua. Wir pedalen voraus, Salome kommt mit dem Bus hinterher.

Unser Weg führt vorbei am Lake Taupo, dem grössten See von Neuseeland. Es handelt sich dabei um einen riesigen mit Wasser gefüllten Krater. Dieser ist das Resultat einer heftigen Eruption des Vulkans Taupo vor mehr als 26 000 Jahren. Lake Taupo ist übrigens angenehm warm. Den Grund vermuten wir in den heissen Quellen die kurz vor der gleichnamigen Stadt direkt in den See fliessen.

In Taupo machen wir denn auch einen Wellness-Stop. Im Wairakei Terraces Thermal Spa baden wir im 37 bis 41 Grad warmen Wasser. Im Nu verschwindet auch der letzte Rest des Muskelkaters von unserer Tongariro-Wanderung. Wir sind früh da und es hat nur wenige andere Leute. Trotzdem halten wir es keine Stunde aus. Das Wasser ist so warm, dass man ohne sich zu Bewegen ins Schwitzen kommt. Etwas benebelt von Wärme und Mineralien laufen wir anschliessend zum Huka Wasserfall.

Am 11. März verlassen wir bei strömenden Regen Taupo. Von der Landschaft sehen wir nicht viel. Auffällig ist nur, dass trotz Regen überall ein bisschen Dampf aufsteigt. Wir liebäugeln damit noch einen Abstecher zum Wai-O-Tapu Thermal Wonderland zu machen und übernachten daher im gleichnamigen Pub. Die vielen Reisecars die am Sonntagmorgen in Richtung Wai-O-Tapu abbiegen schrecken uns dann doch ab. Zudem zeigt sich die Sonne und wir haben nichts dagegen trocken in Rotorua anzukommen. Es kommt dann doch anders. Schon kurz nach dem Start beginnt es zu nieseln. Wie immer kein Grund gleich die Regenklamotten auszupacken. Mit ein bisschen Fahrtwind und Sonne sind wir auch schon bald wieder trocken. Wir wähnen uns schon fast am Ziel als es auf den letzten Kilometern noch einmal richtig schüttet. Bevor wir uns in ein Café setzen können, müssen wir den See aus den Schuhen leeren. Aber schon nach dem Lunch sitzen wir wieder freiwillig im Nass; Unser Hostel hat ein eigenes Spa-Bad.

In Rotorua stinkts gewaltig. Die Stadt hat kein Abfallproblem, dafür ganz viele dampfende Schwefellöcher, blubbernd heisser Schlamm, Geysire und heisse Quellen. Im Whakarewarewa Thermal Village lassen wir uns zeigen, wie Maoris früher und heute die Hitze der Erde nutzen. Die warmen Quellen und Schlammlöcher sind gut für den Körper und helfen angeblich gegen Beschwerden wie Rheuma. In den kochend heissen Wasserbecken wurde früher gekocht und gewaschen. Heute werden dort noch die Maiskolben für die Touristen zubereitet. Hāngi heisst die traditionelle Zubereitungsart für Essen der Maoris. Üblicherweise wird dafür eine Feuergrube gemacht. In Whakarewarewa braucht es kein Feuer. Die ausgehobenen rechteckigen Gruben werden mit Erdwärme beheizt und als Steambox (Dampfbox) bezeichnet. Eine Holzklappe verhindert dass zu viel Hitze entweicht. Es dampft ordentlich, als unser Tourguide die Klappe einer solchen Steambox öffnet. Hier wird nicht nur das Mittagessen für die Touristen gekocht. Auch die Bewohner nutzen die Dampflöcher auf dem öffentlichen Platz. Am Morgen reinstellen, Klappe zu und am Mittag rausnehmen. Dazwischen muss man nichts machen. Und es brennt auch nichts an. Natürlich mussten wir ein solches Hangi-Mahl testen und es schmeckt wirklich lecker, trotz dem schwefeligen Dampf der einen so beissenden Geruch nach faulen Eiern verbreitet.

Wir verabschieden uns von Salome und verlassen das dampfende Zentralplateau am 14. März. Nach den ersten zwei Kilometern aus der Stadt heraus, müssen wir aber nochmals umkehren. Bei Lorenz ist ein Schaltkabel gerissen. Reserve hätten wir dabei, aber man weiss ja nie. In Rotorua erhalten wir ohne Probleme Ersatz.

Die sanften grünen Hügel der Nordinsel erinnern uns immer wieder an das Auenland von „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Das ist Eliane aber nicht genug. Sie will auch das tatsächliche Hobbiton-Filmset sehen. Von Rotorua geht es somit weiter nach Matamata.

In diesem idyllischen Landstrich hat Sir Peter Jackson 1998 den perfekten Ort für das von Tolkien beschriebene Auenland gefunden. Die Besitzerfamilie der Farm erhielt nach dem Dreh von „Herr der Ringe“ die Erlaubnis das Filmset für Besucher zugänglich zu machen. Für die „Hobbit“-Filme von 2010 wurden die Hobbithöhlen mit beständiger Materialen neu gebaut. Hobbiton ist mit 79 $ pro Person nicht gerade ein Schnäppchen. Kaum hat man die ersten Schritte im Auenland gemacht, ist das aber schon wieder fast vergessen. Mit viel Liebe zum Detail wurde das Örtchen hergerichtet. Es könnte jederzeit ein Hobbit aus der runden Tür zu seiner Wohnhöhle herauskommen. Inspirierend sind die Gärten, etwas wild aber wunderschön angelegt. Mal sehen was sich davon zu Hause umsetzen lässt. Zum Abschluss gibt es ein Bier im Green Dragon Inn, dem Pub von Hobbiton und dann sind die zwei Stunden leider auch schon um.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Hobbiton
7. März 2017 National Park - Turangi 48.62 km 383 m
9. März 2017 Turangi - Taupō 51.66 km 302 m
11. März 2017 Taupō - Waiotapu Tavern 54.85 km 225 m
12. März 2017 Waiotapu Tavern - Rotorua 28.41 km 207 m
14. März 2017 Rotorua - Matemata 71.13 km 438 m
15. März 2017 Matemata - Opal Springs 25.95 km 84 m
Total 280.62 km 1639 m

Tongariro National Park

Der Morgennebel lichtet sich langsam und ein stahlblauer Himmel wird sichtbar über Mordor. Schon bald zeigt sich der Schicksalsberg am Horizont. Aber nein, wir haben keine Mission. Es wird kein Ring vernichtet und die Welt wird nicht zu einem besseren Ort gemacht. Für uns wird es dennoch ein unvergesslicher Tag.

Im Land der Great Walks lassen auch wir mal die Räder stehen um die Gegend zu Fuss zu erkunden. Zwar sind wir nicht gerüstet für die berühmten Mehrtageswanderungen, doch das Tongariro Alpine Crossing soll auch für Leute mit durchschnittlicher Kondition und Wandererfahrung in einem Tag zu schaffen sein. Dementsprechend gross ist auch der Aufmarsch. Per Shuttlebus gehts an den Ausgangspunkt wo es vor dem WC bereits eine beträchtliche Schlange hat. Wir gehen lieber gleich los. Kann das was uns da oben erwartet wirklich so spektakulär sein, dass es uns nichts ausmacht in einer Kolonne von dutzenden anderen Touristen den zur Wander-Autobahn ausgebauten Weg hoch zu steigen?

Zunächst führt der Pfad durch alpine Flora. Schon bald kommt ein gelber Bach in Sicht. Auch das Gestein hat alle möglichen Farben. Nach dem ersten Aufstieg tut sich eine Mondlandschaft vor uns auf. Auf der rechten Seite thront Mount Ngauruhoe. Eine perfekte Pyramide aus dunklem Geröll bedeckt von erstarrten Lavaströmen. Anstelle eines Gipfels klaft ein grosser Krater. Nicht nur auf uns übt dieser elegante, wenn auch ein bisschen bedrohliche Koloss eine eigenartige Faszination aus; Nicht ohne Grund tritt er als Schicksalsberg in der Verfilmung von Herr der Ringe in Erscheinung.

Von hier geht es weiter hoch zum Rand des Red Crater. Heftige Böen fegen über den Grat und vor uns klafft ein riesiges rotschwarzes Loch. Der rauhe Wind, die damit einhergende Kälte und die Exponiertheit lassen uns bald weitergehen. Über lockeres Geröll und schwarzen Sand gehts runter zu den Emerald Lakes, halb rutschend und halb gehend.

Überall dampft es aus der Erde. Mal riecht es nach Schwefel, mal nach faulen Eiern – oder kommt der üble Geruch von unseren Sandwiches? Wir lassen uns den Appetit nicht verderben und essen den wohlverdienten Lunch am Ufer auf der anderen Seite des Seeleins. Man muss nicht weit gehen um den grössten Massen auszuweichen. Beim Blue Lake finden wir schliesslich ein windstilles Plätzchen und ruhen noch etwas aus, bevor wir uns von den Kratern verabschieden und wieder ins Tal absteigen.

Am nächsten Morgen fällt uns das Aufstehen schwer. Auch nachdem wir 4’500 Kilometer auf dem Velo zurückgelegt haben, gehen die knapp 20 Kilometer Bergwanderung nicht spurlos an uns vorbei. Trotzdem wagen wir uns auf einen weiteren „Great Ride“ (so werden die Bike-Trails hier vermarktet).

Wir wissen, dass die „Old Coach Road“ nicht wirklich geeignet ist für vollbepackte Tourenräder. Es handelt sich hierbei um eine Verbindungsstrasse, die während einer kurzen Zeit vor der Fertigstellung der Eisenbahnlinie von Kutschen befahren wurde und dann in Vergessenheit geriet. Nun hat man sie wieder ausgegraben und zu einem Bike-Trail ausgebaut. Sogar einen alten Eisenbahnviadukt – dem Vernehmen nach der längste gebogene in der südlichen Hemisphäre – wurde so hergerichtet, dass man ihn wieder sicher überqueren kann.

Wir balancieren in kleinen Gängen um die Schlaglöcher und über die Reste des groben Pflasters. So schön wie es ist alleine durch den Regenwald zu fahren, so froh sind wir als wir endlich wieder Asphalt unter die Räder bekommen. Nach weiteren 20 Kilometern auf dem Highway erreichen wir National Park (ja der Ort heisst wirklich so). Auf dem Weg geniessen wir den Ausblick auf die drei ruhenden Vulkane Mount Ruapehu, Mount Ngauruhoe und Mount Tongariro nochmals im schönsten Sonnenschein.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Tongariro National Park
6. März 2017 Ohakune - National Park 36.64 km 592 m
Total 36.64 km 592 m

Occupy Whanganui

Im Jahr 1995 besetzten eine Gruppe Māori die Moutoa Gardens in Whanganui um so ihren Ansprüchen auf den Park Nachdruck zu verleihen. Seit dem wird jeweils am 28. Februar mit einem Camp an die Pākaitore Protests erinnernt. Der Zufall will es, dass wir genau an diesem Tag in der Stadt ankommen. Wir suchen uns ein Schattenplätzli auf dem Rasen und schauen einfach mal was passiert.

Wie an solchen Veranstaltungen üblich werden Reden geschwungen und Hände geschüttelt. Es wird ein Oral-History Projekt präsentiert, das zum Ziel hat die Erinnerungen der AktivistInnen aufzuzeichnen. Das so gewonnene Material wird an die lokale iwi (Māori-Stamm) übergeben. Kopien erhalten auch das Museum, die Bibliothek und Delegierte aus Wellington.

Gesprochen wird vor allem in Te Reo Māori. Während der Zeremonie wurden immer wieder Lieder angestimmt. Auch die Leute um uns um haben da mitgemacht. Später gabs zu essen und Live-Musik.

Das Hostel und die Stadt gefallen uns so, dass wir zwei Ruhetage einlegen. Wir statten dem lokalen Museum einen Besuch ab und bringen die Räder zum Mechaniker. Am einen Velo muss die Kette gespannt werden und beim anderen eine eigenwillige Speiche wieder so eingespannt werden, dass sie nicht ständig das Weite sucht.

Vor der Fertigstellung der Eisenbahnlinie zwischen Auckland und Wellington war der Whanganui River die Hauptverkehrsachse. Mit Dampfschiffen wurden Güter und Reisende von Taumarunui nach Whanganui transportiert. Auch für die Māori war der Fluss immer eine wichtige Lebensader. Zwar stossen wir immer wieder auf Siedlungen und Höfe. Aber besonders viele Menschen leben hier wohl nicht mehr. Zeugen von vergangener Grösse sind etliche Maraes (Gemeinschaftszentrum) und einige Kirchen. Dass das Tal seine Bedeutung als Hauptverkehrsachse eingebüsst hat ist für uns nur von Vorteil. Es hat kaum Verkehr und so ist die Strasse trotz schmaler Fahrban und engen Kurven tiptop fürs Radfahren geeignet.

Am Samstag erreichen wir Ohakune. Nachdem der Nieselregen aufgehört hat verziehen sich die Wolken und wir erhaschen einen ersten Blick auf den Ruapehu. Einer der ruhenden Vulkane und gleichzeitig der höchste Berg auf der Nordinsel.

 

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Whanganui
3. März 2017 Whanganui - Pipiriki 73.36 km 1011 m
4. März 2017 Pipiriki - Ohakune 37.05 km 873 m
Total 110.41 km 1884 m

The sound of silence

Vor der Ankunft der ersten Menschen war Neuseeland ein Vogel-Paradies. Riesige flugunfähige Moas wanderten übers Land. Einzig der ebenso grosse Haast Eagel konnte ihnen gefährlich werden. Kiwis (the worlds most unbirdlike bird) und Takahē (eine uralte Kreatur) rumorten im Unterholz und Papageie, die sich an das alpine Klima angepasst hatten, veranstalteten ein Riesenkrach. Viele Arten hatten kaum natürliche Feinde und wenig Konkurrenz. An Land gab es ausser Fledermäusen keine Säugetiere.

Das hat sich geändert als vor ca. 800 Jahren die Maori landeten und begannen das Land zu besiedeln und die Tiere zu jagen. Dramatisch wurde die Situation mit der Ankunft der Europäer, die weite Teile des Regenwalds abholzten. Mit ihnen kamen auch neue Fressfeinde wie Ratte, Fuchs und Hermelin, sowie der wohl meistgehasste Neuankömmling: das australische Opossum. Vor allem Vögel die nicht oder nur schlecht fliegen können sind eine leichte Beute.

Natürlich hören wir zwischendurch einzelne Vögel rufen. Der Unterschied zu Australien ist aber schon bemerkenswert. Da gab es vor Sonnenaufgang jeweils ein Gezetter – ausschlafen im Zelt konnte man vergessen. Hier in Neuseeland sind es eher Gockel und Esel, die uns wecken. Manchmal ist die Stille ohrenbetäubend; nämlich dann wenn man ausser den Zikaden überhaupt nichts hört.

Da ist des Pukaha Mount Bruce Wildlife Center eine willkommene Abwechslung. Das Hinweisschild sieht zwar aus als handle es sich um eine Touri-Falle. Beim näheren Hinsehen realisieren wir, dass es hier einiges zu entdecken gibt. Der Komplex beherbergt eine gut gemachte Ausstellung über bedrohte und ausgestorbene Arten, einen Wildpark mit Volieren, ein Kiwi-Haus wo die nachtaktiven Kerlchen beobachtet werden können und dazu noch eine Forschungsstation wo Brutprogramme durchgeführt werden. Von da aus werden auch die Populationen im angrenzenden Naturreservat unterstützt und kontrolliert. Nach unserem Streifzug durch den Wildpark können wir nun erahnen wie es hier früher mal getönt hat.

Neben dem Mount Bruce gab es noch ein weiteres Highlight auf der sonst eher mässig interessanten Strecke von Wellington nach Whanganui. Für die erste Übernachtung haben wir uns nämlich einen besonders schönen Platz ausgesucht. Am höchsten Punkt der Rimutaka Incline – eine zum Veloweg umfunktionierte alte Eisenbahnstrecke – gibts einen wunderbaren flachen Campingplatz. Fern von Autolärm und Campervans sind wir der Milchstrasse wieder mal besonders nah. Hier können wir die Stille so richtig geniessen.

Das beste ist, dass der nächste Tag mit einem Tunnel und einer „entertaining downhill section“ beginnt (O-Ton der Werbebroschüre). Das ist bestimmt unterhaltsam wenn man den Touristen zuschauen kann wie sie ihre vollbepackten Tourenräder durch den Bergbach schleppen und wie sie über enge single trails balancieren ?

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Rimutaka
24. Februar 2017 Days Bay - Rimutaka Rail Trail Summit 53.58 km 577 m
25. Februar 2017 Rimutaka Rail Trail Summit - Masterton 54.49 km 165 m
26. Februar 2017 Masterton - Pahiatua 63.17 km 325 m
27. Februar 2017 Pahiatua - Feilding 56.22 km 424 m
28. Februar 2017 Feilding - Whanganui 72.34 km 411 m
Total 299.80 km 1902 m

Inselwechsel

Auf der Südinsel fügt Lorenz zum Schluss noch ein weiteres Objekt auf die Liste der vergessenen Gegenstände hinzu: Zu Haferflocken, Badehose und Badetuch kommt nun auch noch unser Reserve-Reifen. Das ist nicht weiter schlimm, denn mittlerweile wissen wir ja wo wir in NZ Schwalbe-Reifen kaufen können. Und schliesslich findet Lorenz für jeden vergessenen Gegenstand unterwegs unzählige Haarbändeli (aka Multifunktions-Bändeli) und Heringe fürs Zelt.

In Nelson verbringen wir zwei schöne Tage. Eliane hat ein Mini-Klassentreffen mit drei Studienkolleginnen und für Lorenz gibt es endlich mal wieder einen Farmers Market am Samstag. Dort essen wir zum Frühstück Maori Bread, ein frittiertes Weissbrot gefüllt mit Banane, Speck (nur in Lo’s Brötli) und Ahornsirup. Beide Varianten sind sehr lecker! Erfahrungsgemäss stellen wir uns beim Kaffee-Wagen mit der längsten Schlange an: Der Kaffee ist stark und gut.

Fünf Wochen haben wir die Südinsel bereist. Die Region um Karamea, Abel Tasman Nationalpark und der Malborough Sound müssen wir zum Schluss leider auslassen. Wir wollen weiter auf die Nordinsel.

Zwei Tage brauchen wir um von Nelson zur Fähre in Picton zu gelangen. Der erste Tag führt zunächst gemütlich der Küste entlang, dann über den Gentle Annie Saddle. Dieser ist wirklich noch sehr „gently“ und gut zum Aufwärmen. Der Whangamoa Saddle verlangt uns schon etwas mehr Beinkraft ab. Zum Abschluss gibt es noch den Rai Saddle, der nochmals ziemlich Energie saugt. Als Belohnung gibt es ein kühles Bad im Pelorus River. Von Havelock, wo wir die Nacht verbringen, bis zur Fähre sind es am zweiten Tag nur noch 35 Kilometer. Hinter jeder Kurve erwartet uns die Aussicht auf Pelorus Sound und seine Nebenarme. Einen schöneren Abschluss für die Südinsel könnte es nicht geben. Kurz vor Mittag erreichen wir Picton. Die Fähre um zwei Uhr lässt sich ohne Probleme noch kurzfristig buchen. Die Überfahrt auf die Nordinsel dauert etwas mehr als drei Stunden. Das Schiff fährt durch den Queen Charlotte Sound, dann weiter über die Cook Strait nach Wellington.

In Wellington steigen wir gleich aufs nächste Boot. Fahrrad mitnehmen ist hier kostenlos, hat aber einen kleinen Haken. Ein netter Pendler informiert uns, dass die Fahrräder auf dem Oberdeck abgestellt werden müssen. Einsteigen tut man aber auf dem Unterdeck. Für uns heisst das einmal Räder entladen und diese dann über eine Treppe vom Unterdeck aufs Oberdeck tragen. Beim Raustragen der vielen Taschen wird uns in Days Bay auch wieder geholfen. Pünktlich zum Abendessen treffen wir in Eastbourne ein, wo wir die nächsten Tage bei Freunden unterkommen.

Inselwechsel heisst auch neue Karten besorgen. Zwei Visitor Centres und drei Buchhandlungen klappern wir ab, bis uns jemand den Mapshop empfehlen kann. Hier finden wir endlich das gewünschte Kartenmaterial.

Das Te Papa Museum gehört zu Recht zu den Highlights von Wellington. Wir haben eine in Formaldehyd eingelegte Riesenkrake gesehen, konnten unsere Kenntnis über die hiesige Vogelwelt deutlich verbessern und haben in einer geführten Tour sehr viel über die Maoris gelernt. Bis wir endlich zum National Film Archive kamen, hatte dieses bereits geschlossen. Zum Glück ist ein Teil des Archivs in Auckland untergebracht. So haben wir eine zweite Chance.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Nelson - Picton
19. Februar 2016 Nelson - Havelock 72.51 km 880 m
20. Februar 2017 Havelock - Picton 32.99 km 806 m
Total 105.49 km 1686 m

Tunnelblick

Nach dem erholsamen Ruhetag im Punakaiki Beach Backpackers gehts erst mal weiter wie bisher. Unter uns krachen die Wellen an die Klippen und über uns verschwinden die von Regenwald bedeckten Hängen in den tiefen Wolken. In einem ständigen auf und ab windet sich die Strasse der schroffen Küste entlang. Kurz vor der Abzweigung nach Westport verschwinden die Hügel und auch die letzten Wolken werden vom Wind über die Berge weggetragen.

Wir haben genug Proviant für die nächsten Tage, daher lassen wir die  Stadt links liegen und folgen dem Buller River direkt in die Schlucht. Dieser ist in Folge der intensiven Regenfälle zu einem mächtigen Strom angewachsen. Ganz zum Missfallen des kauzigen Managers vom Berlins Cafe, weil es so zu gefährlich ist um mit dem Jetboat übers Wasser zu flitzen. Zelt aufstellen geht zum Glück, er zeigt uns den besten Platz wo sich meistens nicht einmal Pfützen bilden.

Auch während dem folgenden Tag führt die Strasse durch die enge Schlucht flussauwärts. Die Steigungen werden strenger und auch der Verkehr nimmt zu. Zuerst überholen uns nur vereinzelte Holztrucks. Kurz vor Murchison treffen wir auf den State Highway 65, die Route über den Lewis Pass nach Christchurch. Ab hier brausen uns die Trucks nur noch so um die Ohren. Erst später begreifen wir, dass der gesamte Nord-Südverkehr durch dieses Nadelör durch muss. Dies weil die normale Küstenroute wegen dem Erdbeben vom November nach wie vor geschlossen ist.

Wir schlafen in Murchison und hoffen, dass es am frühen Morgen weniger Verkehr hat. Auch wir müssen schliesslich diesen Engpass bewältigen. Einige Fahrer interessiert es überhaupt nicht ob sich jemand am Strassenrand aufhält – klassischer Tunnelblick. Es sind nicht so sehr die LKWs, die uns manchmal fast von der Strasse drängen, sondern eher die Tourbusse, die mit unverminderter Geschwindigkeit und ohne Abstand an uns vorbeibrettern. Wir sind glücklich als wir endlich die Abzweigung bei Kawatiri erreichen. Tatsächlich biegen dort die meisten Fahrzeuge auf den SH 63 ein, der nach Blenheim und Picton führt. Wir fahren weiter auf dem Highway 6 in Richtung Nelson.

Am Abend auf dem Camping treffen wir auf Bernhard und Christa. Sie sind un die Gegenrichtung unterwegs und wir tauschen bis gefühlt spät in die Nacht Reisegeschichten aus. Schon am Morgen hat uns ein Biker von einem Radweg durch einen alten Eisenbahntunnel erzählt. Die beiden haben die Abzweigung gesehen, liessen dich aber von der Naturstrasse abgeschrecken. Das ist nicht weiter verwunderlich, tatsächlich sind die Radwege in Neuseeland eher für Mountainbikes ohne Gepäck konzipiert. Beispielhaft für die Kiwi-Radkultur ist auch, dass ein Radweg immer bei einem Parkplatz beginnt (irgendwie muss man ja zum Radweg kommen) und dass man meist Tore passieren muss, bei deren Konzipierung niemand mit Packtaschen und voll beladenem Gepäckträger gerechnet hat.  Nachdem wir aber gute Erfahrungen auf dem West Coast Wilderness Trail gemacht hatten, liessen wir uns auf dieses Wagnis ein. Wo kann man sonst mit dem Velo durch einen Tunnel fahren und sich so sogar noch ein paar Höhenmeter sparen?

Auch mit Velolicht und Stirnlampe sieht man nicht viel in dem unbeleuchteten Loch. Die Reflektoren entlang der Seitenwände erleichtern es die Spur zu halten. Der Spooners Tunnel wurde erst kürzlich wieder eröffnet, der Strassenbelag ist für hiesige Verhältnisse fast rollstuhlgängig. Zum Glück, denn Steine oder Löcher würde man auch kaum sehen.

Bis nach Belgrove folgt der Great Taste Trail dem alten Bahntrasse mit kleinem stetigen Gefälle. Nur einmal liegt ein Baum quer über der Strasse. Glücklicherweise so, dass man bequem unten durch kommt. Nach dem obligaten Kaffee und Kuchen Stopp bei der Wakefield Bakery folgen wir nicht mehr allen Schlenkern des Velowegs. Der Plan ist die Stadt Nelson zu erreichen bevor der Regen einsetzt. Leider klappt das nicht ganz. Es beginnt mit leichtem Niesel. Kein Grund gleich die Regenklamotten hervor zu kramen. Wird dann aber stetig stärker… Dank Elianes Weitsicht erreichen wir die Jugi auf direktem Weg. Zum Glück, denn Lorenz‘ Tunnelblick hätte uns wohl direkt ins Stadtzentrum geführt.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Punakaiki - Nelson
14. Februar 2017 Punakaiki - Berlins 75.95 km 996 m
15. Februar 2017 Berlins - Murchison 63.44 km 745 m
16. Februar 2017 Murchison - Motupiko 71.75 km 617 m
17. Februar 2017 Matupiko - Nelson 57.60 km 211 m
Total 268.74 km 2569 m