Schlaraffenland
Nach unserem Aufenthalt in Perth schwingen wir uns am 1. Dezember wieder auf die Räder. Von Armadale nach Dunsborough schaffen wir es in gerade mal drei Tagen. Die Strecke führt grösstenteils durch Landwirtschaftsgebiet entlang der Darling Range. So passieren wir unterwegs die „Simmental Stud“ (inspection of our heard is welcomed), und aus der Ortschaft Harvey stammt unser Lieblings-Orangensaft „Harvey’s Fresh“. Dazwischen verpflegen wir uns bei der Pinjarra Bakery, die wohl für sämtliche Pies und Cakes eine Auszeichnung vorweisen kann ausser fürs Brot; dafür gibts in der Bäckerei in Brunswick sogar Zopf! Das ist doch allerhand in einem Land wo es normalerweise nur schwammiges Toast zu kaufen gibt.
Zwischen Cape Naturaliste im Norden und Cape Leeuwin im Süden finden wir dann Leckereien am Laufmeter. Wir kaufen bei jeder Gelegenheit Holzofen-Brot von der Bäckerei in Yallinup ein, das Roggenbrot schmeckt besonders gut. Wir verbringen einen Nachmittag in der Bush Shack Brewery und probieren von so exotischen Sorten wie dem Chilli-Bier (ziemlich scharf im Abgang), dem Twisted Lemon bis hin zum Chocolate Stout.
Tags darauf gönnen wir uns zwei Gänge mit passendem Weisswein im Restaurant des Cullen Weingutes. In Erinnerung bleibt hier vor allem der „Kevin John“, benannt nach den Gründern der Winery. Auch die Passionsfrucht Curd und Binjal Pickles (eingelegte Aubergine), die wir vorher bei Providore eingekauft hatten werden uns hoffentlich noch ein paar Tage begleiten. Die Zutaten stammen grösstenteils aus dem gutseigenen Garten.
Über die ganze Region erstreckt sich dichter Karri-Wald. Die Zeltplätze sind dementsprechend idyllisch. Allerdings ist es wegen der Waldbrandgefahr grundsätzlich verboten Feuer zu machen. Auf dem Conto Campground im Nationalpark gibt es extra Feuerstellen und Brennholz. Aber auch hier muss man zuerst beim Ranger Office abklären ob die Wetterlage günstig genug ist. Wir haben Glück, die grillierten Damhirsch-Medaillons, die wir Tags zuvor direkt im Hofladen gekauft hatten schmecken super.
Beim Leuchtturm von Cape Leeuwin verabschieden wir uns vorläufig vom Indischen Ozean. Von hier ostwärts erstreckt sich das Südlicher Ozean. Da kommt auch der Wittling her, den wir auf dem Barbecue im Caravan Park zum Znacht grillieren.
Datum | Strecke | Distanz | Höhenmeter | |
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Margret River | ||||
1. Dezember 2016 | Armadale - Pinjarra | 61.05 km | 165 m | |
2. Dezember 2016 | Pinjarra - Bunbury | 101.16 km | 150 m | |
3. Dezember 2016 | Bunbury - Dunsborough | 84.50 km | 109 m | |
4. Dezember 2016 | Dunsborough - Yallingup | 18.70 km | 190 m | |
5. Dezember 2016 | Yallingup - Margret River | 47.14 km | 398 m | |
6. Dezember 2016 | Margret River - Conto Campground | 21.34 km | 169 m | |
7. Dezember 2016 | Conto Campground - Augusta | 61.65 km | 467 m | |
Total | 395.55 km | 1648 m |
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Habicht
Bei der Fütterung im Eagles Heritage in der Nähe von Margret River.
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Delfin im Blackwood River
Bei unserem Picknick-Platz in Augusta in der Nähe der Flussmündung besucht uns ein Delfin.
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Panorama bei Cape Leeuwin
Hier kommen der Indische Ozean und das südaustralische Meer zusammen.
Werkstattbericht
Gemäss Rohloff-Website gibt es in Perth zwei Veloläden, die sich mit der Speedhub-Schaltung auskennen. So viel vorweg: Wir kennen jetzt beide.
Gleich am Montagmorgen sind wir mit Eliane’s Velo zu Cyclemania gefahren. Lorenz kennt den Laden bereits. Er hat hier nach unserer Ankunft Anfang November ein neues Vorderrad gekauft. Erste Diagnose: Die Kette ist ausgeweitet und muss ersetzt werden.
Das Velo bleibt für eine Nacht in der Werkstatt und wir widmen uns unserem Mätteli-Projekt. Bei beiden Isomatten haben sich die Schweissnähte der einzelnen Luftkammern gelöst, so dass das Mätteli an gewissen Stellen eher einem Ballon gleicht. Bei Mainpeak in Cottesloe macht man uns die Vorzüge der neuen Sea to Summit-Isomatten schmackhaft. Angeblich viel bequemer zum Schlafen als EXPED-Isomatten und die Comfort-Kategorie hat ein Zwei-Schichten-System, d. h. wenn es ein Leck in der unteren Schicht gibt, so hat man immer noch Luft in der oberen. Luft kommt mit Hilfe eines kleinen, wasserdichten Packsacks rein. Die Matten sind leichter und vom Packmass her nochmals um einiges kleiner als die EXPED-Isomatten. Das hat natürlich auch seinen Preis und den Aufpumpsack gibt’s auch nicht gratis dazu. Kurz und gut: die netten Verkäufer von Mainpeak sind überzeugend und wir kaufen die Sea to Summit-Isomatten. Schlussendlich überwiegen die Vorteile und wir wollen endlich auch im Zelt wieder gut schlafen können. Ein Testbericht wird folgen.
Am Dienstagmittag erfahren wir, dass Eliane’s Velo den Mechaniker und die Werkstatt gewechselt hat. Weil nach dem Kettenwechsel der Lärm immer noch da war, hat sich der Mechaniker von Cyclemania Hilfe geholt beim zweiten Rohloff-Experte in der Stadt, Quantum Bicycles. Perth ist nicht gerade klein. Zum Glück liegen ausgerechnet die beiden Rohloff-Experte nur 1 Kilometer voneinander entfernt. Wir fahren also wieder quer durch die Stadt um bei Quantum Bicycles die Ausgangslage und die Möglichkeiten zu besprechen. Der Mechaniker von Quantum hat festgestellt, dass der Einfüllbereich für das Öl nicht korrekt verschlossen war und das Öl aus der Nabe austritt. Das Öl hat zudem nicht den gleichen Geruch wie das Rohloff-Öl. Eliane’s Velo war im Oktober noch im Service und die Leute von Velocitta erklären nach einem Service gut, was sie alles gemacht haben. Dies hat nun den Vorteil, dass Eliane dem Mechaniker genau sagen kann, was gemacht wurde, ob ein Fehler beim Ölwechsel möglich ist und welche Arbeiten für den nächsten Service vorgesehen sind. Die Verwendung eines falschen Öls, oder dass die Reinigungsflüssigkeit noch drin ist, kann sich Eliane nicht vorstellen. Somit fällt schon mal eine mögliche Ursache weg. Allerdings war vorgesehen, dass man nach der Rückkehr in die Schweiz den Dichtungsring genauer untersuchen und wahrscheinlich auswechseln muss. Für den Mechaniker ist sofort klar, dass der Zeitpunkt jetzt gekommen ist. Der Druckunterschied im Flugzeug und der Sand haben dem Dichtungsring offenbar stark zugesetzt. Er erklärt uns, dass er in Rohloff-Naben in Australien jeweils einen Dichtungsring für Autos einsetzt, anstelle des Rohloff-Dichtungsrings, weil die Bedingungen mit dem vielen Sand und der Hitze hier das Material stärker beanspruchen. Gleichzeitig kann davon ausgegangen werden, dass im inneren der Nabe wahrscheinlich alles in Ordnung ist.
Es war eine gute Entscheidung der Ursache des Lärms nachzugehen. Die Schaltung hätte unter diesen Umständen wohl zusehends Schaden genommen. Wir sind extrem dankbar, dass sich die Mechaniker in Perth nicht zu Schade sind, einfach mal schnell dem Kollegen anzurufen und ein Problem zu besprechen. Unser Glück ist auch, dass der Rohloff-Experte von Quantum, der übrigens mit jemandem von der Rohloff-Familie verschwägert ist und sich auch deshalb so gut auskennt, noch in Perth ist (ab dem Wochenende wäre er für mehrere Wochen im Ausland gewesen) und dass er alle notwendigen Ersatzteile an Lager hat (Rohloff-Ersatzteile müssen von Sydney oder direkt von Übersee bestellt werden).
Eliane’s Velo verbringt also noch einen weiteren Tag in der Werkstatt. Wir werden nun nicht am Mittwoch sondern erst am Donnerstag weiterfahren können. Für unsere Warmshowers-Gastgeber ist das kein Problem und auch wir haben nichts dagegen, noch etwas mehr Zeit in Perth zu verbringen und noch weitere Stadtteile zu erkunden. Wir schlendern ein bisschen durch Leederville und entdecken ein kleines Café mit leckeren Cupcakes. Abends gibt es feines Bier und die „beste Pizza, die ich je gegessen habe“ (O-Ton Lorenz) in der Little Creatures Brewery in Fremantle. Unsere Gastgeber machen uns zudem auf das PIAF Openair Kino aufmerksam. Im Rahmen des Perth International Arts Festivals wird in den Sommermonaten jeweils eine Woche lang ein Film vorgeführt. Der Film „Little man“ hat uns beiden jetzt nicht wahnsinnig gut gefallen, die Atmosphäre und die Umgebung dafür umso mehr. In der Woche vor Weihnachten sind wir zurück in Perth und dann läuft „Julieta“ von Pedro Almodóvar.
Bereits bei unserem ersten Aufenthalt in Perth haben wir Kakulas Sister in Nollamara entdeckt. In Fremantle gibt es einen weiteren Kakulas Sister-Laden und in Northbridge ist der Hauptsitz Kakulas Brothers. Wir waren in allen drei Läden und sind begeistert vom Konzept. Es ist eine Mischung aus Kolonialwarenladen und Bazar. Die Ware steht in offenen Säcken und Kisten bereit. Man füllt sich einfach gerade die Menge ab, die man braucht. Das Angebot reicht von Kaffeebohnen (leider bereits geröstet), über Gewürze, Mehl, Getreide, Nüsse, Trockenfrüchte, Süssigkeiten bis hin zu Teemischungen. Der einzige Nachteil ist das Abfüllen in einzelne Plastiksäcke und ja, wir haben uns schon Gedanken gemacht, wie man das Plastikproblem lösen und überhaupt eine Filiale in Bern eröffnen könnte, Kakulas Cousin sozusagen.
Jetzt geht’s aber erst einmal weiter südwärts mit intakten Mätteli und einer wieder voll funktionstüchtigen und leisen Rohloff-Schaltung. Die grossen Karri-Bäume und viele weitere Strände erwarten uns…
Back in Perth
Auf dem Weg nach Perth machen wir Halt im Yanchep Nationalpark. Hier müssen wir uns nicht beeilen, um Fotos von Kängurus zu machen. Die hüpfen auch am Tag vereinzelt über die Grünflächen und wenn sich gegen Abend die Tagestouristen (und die Hitze) verabschieden, sind die Kängurus deutlich in Überzahl und kommen von allen Seiten aus den Büschen. Koalas schlafen fast 20 Stunden pro Tag und in der restlichen Zeit essen sie schwerverdaulichen Eukalyptus. Sie halten sich dementsprechend schön still beim Fotografieren. Viel schwieriger ist es die Tiere überhaupt erst in den Bäumen zu finden.
Wir gehören zu den glücklichen die im Park übernachten können. Campingplätze in den Nationalparks von Westaustralien müsste man eigentlich im voraus online reservieren. Für zwei Velofahrer mit nur einem Zelt findet der Platzwart aber doch noch einen Platz. Etwas später bekommen wir sogar noch Zeltnachbarn: die beiden Holländerinnen machen mit ihren Rädern ebenfalls Halt im Yanchep Nationalpark.
Am Sonntag, 27. November nähern wir uns gemächlich der Grossstadt Perth. Zunächst werden wir aber nochmals mit der Wildnis konfrontiert. Auf der Strasse vom Nationalpark in den gleichnamigen Ort Yanchep möchte sich eine braune, lange Schlange auf dem Radstreifen aufwärmen. Wir können zum Glück beide noch ausweichen und die Schlange mit etwas Abstand umfahren. In Yanchep genehmigen wir uns auf den Schrecken hin einen guten Kaffee und frische, warme Waffeln auf dem Farmer’s Market.
Ab Yanchep führt unser Weg durch viele neue Vororte, die sich zum Teil erst in Planung befinden. Man spürt hier die Anziehungskraft der Metropole Perth. Der Gegensatz zu den vorherigen Etappen könnte kaum grösser sein. Hier gibt es nicht nur Wohnflächen und breite Strassen, sondern auch gute Fuss- und Velowege. Wir entscheiden uns für den Küstenweg, der sich über weite Strecken durch die Dünen windet.
In Perth bleiben wir länger als geplant. Wir müssen die Gelegenheit nutzen in der einzigen grösseren Stadt im Umkreis von 2000 Kilometern unser Material zu prüfen und wo nötig zu ersetzen. Schweren Herzens müssen wir uns hier von unseren EXPED-Mätteli verabschieden. Und auch ein Besuch beim Velomech ist angesagt. Trotz Kettenreinigung macht der Antrieb bei Elianes Velo immer noch einen Höllenkrach. Doch dazu später mehr.
Datum | Strecke | Distanz | Höhenmeter | |
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Cervantes - Perth | ||||
24. November 2016 | Cervantes - Lancelin | 88.10 km | 253 m | |
25. November 2016 | Lancelin - Moore River Bridge Rest Area | 56.10 km | 239 m | |
26. November 2016 | Moore River Bridge Rest Area - Yanchep National Park | 34.59 km | 108 m | |
27. November 2016 | Yanchep National Park - Perth | 64.12 km | 283 m | |
Total | 242.92 km | 883 m |
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Endlich Känguru
Im Yanchep Nationalpark haben sie es weniger eilig als auf dem Highway.
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Koala
Eukalyptus verdauen ist sooo anstrengend
![](https://velo.nomaden.be/wp-content/uploads/2016/11/DSC_0083slider-750x410.jpg)
Galah
die Spatzen von Australien