Matakohe ist ein kleines Nest. Da gibt es ein Café, einen Camping, ein paar verstreute Häuser aber keinen einzigen Laden. Dafür – und das ist umso erstaunlicher – ein richtig grosses Museum. Hier verbringen wir einen ganzen Nachmittag.
Das Kauri Museum ist der grössten einheimischen Baumart Neuseelands gewidmet – dem Kauri (Agathis australis). Es zeigt die Nutzung und Verarbeitung der Baumriesen von der Rodung im Wald bis zum fertigen Möbelstück. Sehr eindrücklich wird einem vermittelt, wie Ende des 19. Jahrhunderts die Kauris ohne maschinelle Hilfe von Hand gefällt und die tonnenschweren Stämme mit Ochsenwagen aus dem teilweise steilen und schwer zugänglichen Gelände befördert wurden. Im Museum sind auch Querschnitte von sogenannten Sumpf-Kauris zu sehen. Dabei handelt es sich um Fallholz, das über die Jahrtausende vom Erdreich bedeckt wurde. Das Alter dieser Bäume liegt zwischen 3’000 bis 40’000 Jahren. Je nach Zustand kann dieses Holz noch weiterverarbeitet werden. Für die ersten europäischen Siedler war die Gewinnung von Harz eine weitere Einnahmequelle. Nach dem Harz wurde auch in den Sümpfen gesucht. Kauri-Harz hatte in Neuseeland teilweise einen höheren Marktwert als Gold und wurde unter anderem zu Skultpuren und Schmuck weiterverarbeitet.
Von Matakohe fahren wir tagsdarauf weiter nach Dargaville – die Kumara Hauptstadt Neuseelands (Kumara ist die neuseeländische Süsskartoffel). Es ist Erntezeit und das Hostel in dem wir einen Regentag ausharren wollen, ist praktisch nur von jungen europäischen Erntehelfern belegt. An diesem verregneten Sonntag erholen wir uns von den vielen Hügeln und die „working travellers“ von der strengen Arbeit auf dem Feld.
Der Wetterbericht für die kommenden Tage ist etwas enttäuschend, wir rechnen mit noch mehr Regen und Nordwind. Umso mehr freut es uns am Montagmorgen bei Sonnenschein loszufahren. Unser Ziel heute ist der Waipoua Forest wo wir die Kauri-Riesen mit eigenen Augen sehen wollen. Bis dahin fahren wir lange durch offene Weidelandschaft und können uns kaum vorstellen, dass das ganze Gebiet früher dicht bewaldet war.
Bevor die Maoris Neuseeland besiedelten, waren die beiden Inseln zu fast 80 Prozent von Wald bedeckt. Bis zum Jahr 1840 schrumpfte der Baumbestand um 40 Prozent. Nach der Ankunft der europäischen Siedler ging noch mehr Wald verloren. In nur 10 Jahren, von 1890 bis 1900, wurde ein Viertel des gesamten noch verbliebenen Baumbestands Neuseelands gerodet. Davon betroffen waren auch die Kauri-Wälder, die vor allem im Norden der Nordinsel vorkommen. Unzählige alte Riesen wurden gefällt. Zwar wurde ein Teil des Bestandes wieder aufgeforstet. Von den alten Bäumen blieben aber nur wenige übrig.
Tāne Mahuta (Herr des Waldes) ist einer dieser Bäume. Sein Alter wird auf um die 2’000 Jahre geschätzt. Seine Gesamthöhe beträgt über 50 Meter und der Stamm hat einen Durchmesser von fast 14 Metern. Tāne Mahuta steht nur wenige Meter neben dem Highway und ist dementsprechend gut besucht. Interessanterweise ist es rund um den Baum trotz der vielen Touristen sehr still. Der Riese zieht alle in seinen Bann.
Von Tāne Mahuta geht es weiter zu der grossen Sanddüne von Hokianga Harbour. Es ist ein weiterer sonniger Tag und wir geniessen in Opononi bei der Mittagsrast ein Bad in der Tasman Sea.
Abends kommen wir im Tree House an, einem kleinen Hostel umgeben von Wald. Man würde es kaum glauben, aber das Stück Land war vorher eine Schafweide. Nur an den steilsten Stellen blieben ältere Bäume übrig. Doch dann haben Phil und Pauline in den 1980er Jahren das Grundstück gekauft und angefangen es mit einheimischen Bäumen zu bepflanzen. Das Backpackers kam erst dazu weil immer wieder Touris an ihre Türe klopften, die die letzte Fähre verpasst haben.
Ums Haus stehen etliche Obstbäume, es hat Zitronen, Quitten, Reben und Feijoa (eigentlich die neuseeländische Nationalfrucht, aber die Kiwi ist halt bekannter). Und das beste ist, dass alles reif ist und die Gäste herzlich dazu eingeladen werden von all den feinen Sachen zu kosten. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen.
Es gefällt uns hier so gut, dass wir ganze drei Nächte bleiben. Wir machen kleine Ausflüge nach Kohukohu und Rawene. Auf dem Nature trail, der übers Grundstück führt entdecken wir ein Ruru (die einheimische Eule). Vor unserem Cabin jagen die Pīwakawaka (Fantail) einander hinterher.
Der angekündigte Regen ist wohl an uns vorbeigezogen. Hoffentlich kommt er nicht erst, wenn wir wieder losfahren um über den Twin Coast Trail an die Bay of Islands zu fahren.
Datum |
Strecke |
Distanz |
Höhenmeter |
Kauri Coast |
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27. März 2017 |
Dargaville - Waipoua Forest |
53.56 km |
686 m |
28. März 2017 |
Waipoua Forest - Kohukohu |
59.37 km |
863 m |
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Total |
112.93 km |
1549 m |