Glücklich in Lucky Bay

Einen Tag früher als erwartet kommen wir am 15. Dezember in Albany an. Wir haben Glück und können unsere für Montag geplante Busfahrt nach Esperance auf Freitag umbuchen. In Albany bleiben wir nur eine Nacht, dafür bleibt genug Zeit in Esperance, um auch noch in den Cape le Grand Nationalpark zu fahren.

Frühmorgens um 6 Uhr geht es mit dem Bus landeinwärts nach Wagin, ein verschlafenes Nest in Mitten von Nirgendwo. Nach langem Suchen finden wir aber auch hier einen guten Kaffee, und zwar in einem Möbelgeschäft. Alle mal besser als die Kombination von Kaffee mit Fish&Chips oder gegrillten Würstchen, was die Alternative gewesen wäre. Nach 12 Stunden Busfahrt kommen wir endlich in Esperance an und feiern in Taylor’s Beach Bar den erfolgreichen Abschluss des ersten Teils unserer Radreise in Ozeanien. Mehr als 2’000 Kilometer haben wir in sechs Wochen zurück gelegt.

Bei schönstem Sonnenschein machen wir uns am Samstag auf den Weg in den Cape le Grand Nationalpark. Der Wind wird zunehmend stärker und auf den letzten Kilometern strampeln wir sogar wenn’s abwärts geht. Die Zeltplätze von Lucky Bay und Cape le Grand werden an diejenigen vergeben, die zuerst da sind. Wir hoffen bei jedem Auto, das uns überholt, dass die nicht auch dort zelten wollen. Bisher wurden wir zwar noch nie abgewiesen, aber man weiss halt nie. Kurz vor der Nationalpark-Grenze hält ein Wagen am Strassenrand und ein Paar in unserem Alter steigt aus. Sie teilen uns mit, dass Cape le Grand bereits ausgebucht ist und in Lucky Bay nur noch wenige Plätze frei sind. Sie bieten uns an, auf ihrem Platz unser Zelt aufzustellen, falls alles ausgebucht sein sollte bis wir dort ankommen. Dieses Angebot nehmen wir gerne an.

Kurz nach Mittag treffen wir in Lucky Bay ein und werden geblendet vom weissen Strand. Wir haben Glück. Ein Wohnwagen ist gerade dabei den Standort zu wechseln und wir können den frei gewordenen Platz gleich besetzen. Der Wind ist nochmals stärker geworden und wir sind froh, vom Camping Host einen Hammer ausleihen zu dürfen. Ohne diesen wäre es kaum möglich die Heringe im beinharten Untergrund zu verankern. Am Abend ist unser Hilleberg eines der wenigen Zelte, die noch stehen.

Der Sand in Lucky Bay ist fein wie Zucker und beim Gehen quietscht es so wie frischer Pulverschnee. Kängurus kann man hier ebenfalls am Strand finden. Leider werden die Tiere von Besuchern gefüttert, was dazu führt, dass sie ihre Scheu vor den Menschen verlieren und man sein Käsebrot gegen die Fresslust eines Kängurus verteidigen muss. Auf einen guten Kaffee muss man übrigens auch hier nicht verzichten. In den Sommermonaten kommt jeweils der Aborigini-Barista mit seinem Food-Truck vorbei.

Am Sonntag wandern wir auf den Frenchman Peak. Der steile Aufstieg lohnt sich, die Aussicht auf die vielen weissen Buchten des Nationalparks ist wunderschön.

Gegen Abend kommen zwei weitere Radreisende in Lucky Bay an. Irène und Joël sind vor mehr als zwei Jahren von ihrem Zuhause in Frankreich losgefahren. Sie werden die Nullabor Plain mit einer Reisegruppe auf einer mehrtägigen Tour durchqueren. Die Räder werden in den Gepäckanhänger verladen. Auf diese Idee sind wir leider nicht gekommen.

Zu Wochenbeginn heisst es Abschied nehmen von Lucky Bay und von Irène und Jöel. Wir haben schöne und glückliche Tage hier verbracht. Jetzt geht es wieder zurück nach Esperance und am Mittwoch weiter nach Perth, wo wir die letzten Tage in WA verbringen werden.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Lucky Bay
17. Dezember 2016 Esperance - Lucky Bay 61.68 km 152 m
19. Dezember 2016 Lucky Bay - Esperance 61.69 km 146 m
Total 123.37 km 298 m

Wald, Feuer und Rauch

Von Augusta (8. Dezember ab) bis Denmark (14. Dezember an) fahren wir praktisch nur durch den Wald. In Nannup treffen wir abermals auf die zwei Holländerinnen, die wir bereits aus dem Norden kennen. Abends ziehen dicke Rauchschwaden vorbei. Waldbrand oder Backburning? Bei Backburning wird grossflächig das Unterholz abgebrannt um so die Wahrscheinlichkeit von unkontrollierten Buschfeuern zu reduzieren. Es gibt auch einige Pflanzen, die nur nach einem Feuer spriessen. Trotz Rauch verbringen wir einen gemütlichen Abend, nicht zuletzt weil auch noch Roli sich zu uns gesellt. Er ist schon vor einigen Monaten von seinem Wohnort im St. Gallischen mit dem Töff aufgebrochen und hat seither Russland, China und Südostasien durchquert bevor er nach Australien gekommen ist. Wir begegnen ihm nochmals am Tag darauf, gerade als wir für drei Nächte in die herzige Jugi in Pemberton einchecken. Die ersten zwei Etappen haben uns viel Kraft gekostet. Die Topografie erinnert ans Emmental, viele Nebenstrassen sind nicht asphaltiert.

Zum Glück entschliessen wir uns nach den Ruhetagen nur eine kleine Etappe nach Northcliffe zu fahren. Wir brechen wegen dem strömenden Regen erst am Nachmittag auf. Trotzdem reicht es für einen Besuch beim Dave Evans Bicentennial Tree. Dieser über 60 Meter hohe Karri hat zuoberst eine Plattform, die genutzt wurde um Buschfeuer in der Umgebung zu erkennen. Lorenz klettert hoch, Eliane bleibt am Boden.

Eigentlich haben wir geplant wieder einmal eine Nacht im Nationalpark zu verbringen. Doch oh schreck, der Fernhook Falls Camping ist geschlossen. Es sieht ganz danach aus als ob auch hier kürzlich Backburnings stattfanden. Vereinzelt rauchen die Strünke neben der Fahrbahn noch. In dieser Gegend wollen wir definitiv nicht schlafen. Daher bleibt uns nichts anderes übrig als bis nach Walpole zu fahren. Am Abend zeigt der Velocomputer fast 100 Kilometer an und bevor wir den Camping erreichen werden wir auch noch schnell von einem Regenschauer durchnässt. Umso mehr Freude bereitet uns das Bier mit dem uns unser Platznachbar Jean-Michel und seine Familie so herzlich empfängt.

Auf dem Weg nach Denmark schauen wir beim Tree Top Walk vorbei. Hier kann man die mächtigen Red Tingle Trees bestaunen, die nur in einem sehr begrenzten Gebiet vorkommen. Viele haben unten im Stamm grosse Löcher, die durch Pilze und Insekten verursacht werden und bei Feuern weiter ausbrennen. Die Bäume (und deren Löcher) werden manchmal so gross, dass man ein Auto hineinstellen kann.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Augusta - Albany
8. Dezember 2016 Augusta - Nannup 88.80 km 488 m
9. Dezember 2016 Nannup - Pemberton 82.96 km 816 m
12. Dezember 2016 Pemberton - Northcliffe 39.68 km 367 m
13. Dezember 2016 Northcliffe - Walpole 94.33 km 709 m
14. Dezember 2016 Walpole - Denmark 80.20 km 652 m
15. Dezember 2016 Denmark - Albany 64.32 km 242 m
Total 450.29 km 3274 m

Schlaraffenland

Nach unserem Aufenthalt in Perth schwingen wir uns am 1. Dezember wieder auf die Räder. Von Armadale nach Dunsborough schaffen wir es in gerade mal drei Tagen. Die Strecke führt grösstenteils durch Landwirtschaftsgebiet entlang der Darling Range. So passieren wir unterwegs die „Simmental Stud“ (inspection of our heard is welcomed), und aus der Ortschaft Harvey stammt unser Lieblings-Orangensaft „Harvey’s Fresh“. Dazwischen verpflegen wir uns bei der Pinjarra Bakery, die wohl für sämtliche Pies und Cakes eine Auszeichnung vorweisen kann ausser fürs Brot; dafür gibts in der Bäckerei in Brunswick sogar Zopf! Das ist doch allerhand in einem Land wo es normalerweise nur schwammiges Toast zu kaufen gibt.

Zwischen Cape Naturaliste im Norden und Cape Leeuwin im Süden finden wir dann Leckereien am Laufmeter. Wir kaufen bei jeder Gelegenheit Holzofen-Brot von der Bäckerei in Yallinup ein, das Roggenbrot schmeckt besonders gut. Wir verbringen einen Nachmittag in der Bush Shack Brewery und probieren von so exotischen Sorten wie dem Chilli-Bier (ziemlich scharf im Abgang), dem Twisted Lemon bis hin zum Chocolate Stout.

Tags darauf gönnen wir uns zwei Gänge mit passendem Weisswein im Restaurant des Cullen Weingutes. In Erinnerung bleibt hier vor allem der „Kevin John“, benannt nach den Gründern der Winery. Auch die Passionsfrucht Curd und Binjal Pickles (eingelegte Aubergine), die wir vorher bei Providore eingekauft hatten werden uns hoffentlich noch ein paar Tage begleiten. Die Zutaten stammen grösstenteils aus dem gutseigenen Garten.

Über die ganze Region erstreckt sich dichter Karri-Wald. Die Zeltplätze sind dementsprechend idyllisch. Allerdings ist es wegen der Waldbrandgefahr grundsätzlich verboten Feuer zu machen. Auf dem Conto Campground im Nationalpark gibt es extra Feuerstellen und Brennholz. Aber auch hier muss man zuerst beim Ranger Office abklären ob die Wetterlage günstig genug ist. Wir haben Glück, die grillierten Damhirsch-Medaillons, die wir Tags zuvor direkt im Hofladen gekauft hatten schmecken super.

Beim Leuchtturm von Cape Leeuwin verabschieden wir uns vorläufig vom Indischen Ozean. Von hier ostwärts erstreckt sich das Südlicher Ozean. Da kommt auch der Wittling her, den wir auf dem Barbecue im Caravan Park zum Znacht grillieren.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Margret River
1. Dezember 2016 Armadale - Pinjarra 61.05 km 165 m
2. Dezember 2016 Pinjarra - Bunbury 101.16 km 150 m
3. Dezember 2016 Bunbury - Dunsborough 84.50 km 109 m
4. Dezember 2016 Dunsborough - Yallingup 18.70 km 190 m
5. Dezember 2016 Yallingup - Margret River 47.14 km 398 m
6. Dezember 2016 Margret River - Conto Campground 21.34 km 169 m
7. Dezember 2016 Conto Campground - Augusta 61.65 km 467 m
Total 395.55 km 1648 m