Von kalten Duschen und heissen Quellen

Der Tongariro National Park ist unser Tor zum geothermisch aktiven Zentralplateau der Nordinsel. Die drei Vulkane waren also erst der Anfang. Schon in Turangi dampft es an einigen Stellen einfach so aus dem Boden oder es blubbert in einem Schlammloch direkt neben einem Wohnhaus. In diesem Ort treffen wir auch wieder auf Salome. Mehr oder weniger gemeinsam reisen wir die nächste Woche bis Rotorua. Wir pedalen voraus, Salome kommt mit dem Bus hinterher.

Unser Weg führt vorbei am Lake Taupo, dem grössten See von Neuseeland. Es handelt sich dabei um einen riesigen mit Wasser gefüllten Krater. Dieser ist das Resultat einer heftigen Eruption des Vulkans Taupo vor mehr als 26 000 Jahren. Lake Taupo ist übrigens angenehm warm. Den Grund vermuten wir in den heissen Quellen die kurz vor der gleichnamigen Stadt direkt in den See fliessen.

In Taupo machen wir denn auch einen Wellness-Stop. Im Wairakei Terraces Thermal Spa baden wir im 37 bis 41 Grad warmen Wasser. Im Nu verschwindet auch der letzte Rest des Muskelkaters von unserer Tongariro-Wanderung. Wir sind früh da und es hat nur wenige andere Leute. Trotzdem halten wir es keine Stunde aus. Das Wasser ist so warm, dass man ohne sich zu Bewegen ins Schwitzen kommt. Etwas benebelt von Wärme und Mineralien laufen wir anschliessend zum Huka Wasserfall.

Am 11. März verlassen wir bei strömenden Regen Taupo. Von der Landschaft sehen wir nicht viel. Auffällig ist nur, dass trotz Regen überall ein bisschen Dampf aufsteigt. Wir liebäugeln damit noch einen Abstecher zum Wai-O-Tapu Thermal Wonderland zu machen und übernachten daher im gleichnamigen Pub. Die vielen Reisecars die am Sonntagmorgen in Richtung Wai-O-Tapu abbiegen schrecken uns dann doch ab. Zudem zeigt sich die Sonne und wir haben nichts dagegen trocken in Rotorua anzukommen. Es kommt dann doch anders. Schon kurz nach dem Start beginnt es zu nieseln. Wie immer kein Grund gleich die Regenklamotten auszupacken. Mit ein bisschen Fahrtwind und Sonne sind wir auch schon bald wieder trocken. Wir wähnen uns schon fast am Ziel als es auf den letzten Kilometern noch einmal richtig schüttet. Bevor wir uns in ein Café setzen können, müssen wir den See aus den Schuhen leeren. Aber schon nach dem Lunch sitzen wir wieder freiwillig im Nass; Unser Hostel hat ein eigenes Spa-Bad.

In Rotorua stinkts gewaltig. Die Stadt hat kein Abfallproblem, dafür ganz viele dampfende Schwefellöcher, blubbernd heisser Schlamm, Geysire und heisse Quellen. Im Whakarewarewa Thermal Village lassen wir uns zeigen, wie Maoris früher und heute die Hitze der Erde nutzen. Die warmen Quellen und Schlammlöcher sind gut für den Körper und helfen angeblich gegen Beschwerden wie Rheuma. In den kochend heissen Wasserbecken wurde früher gekocht und gewaschen. Heute werden dort noch die Maiskolben für die Touristen zubereitet. Hāngi heisst die traditionelle Zubereitungsart für Essen der Maoris. Üblicherweise wird dafür eine Feuergrube gemacht. In Whakarewarewa braucht es kein Feuer. Die ausgehobenen rechteckigen Gruben werden mit Erdwärme beheizt und als Steambox (Dampfbox) bezeichnet. Eine Holzklappe verhindert dass zu viel Hitze entweicht. Es dampft ordentlich, als unser Tourguide die Klappe einer solchen Steambox öffnet. Hier wird nicht nur das Mittagessen für die Touristen gekocht. Auch die Bewohner nutzen die Dampflöcher auf dem öffentlichen Platz. Am Morgen reinstellen, Klappe zu und am Mittag rausnehmen. Dazwischen muss man nichts machen. Und es brennt auch nichts an. Natürlich mussten wir ein solches Hangi-Mahl testen und es schmeckt wirklich lecker, trotz dem schwefeligen Dampf der einen so beissenden Geruch nach faulen Eiern verbreitet.

Wir verabschieden uns von Salome und verlassen das dampfende Zentralplateau am 14. März. Nach den ersten zwei Kilometern aus der Stadt heraus, müssen wir aber nochmals umkehren. Bei Lorenz ist ein Schaltkabel gerissen. Reserve hätten wir dabei, aber man weiss ja nie. In Rotorua erhalten wir ohne Probleme Ersatz.

Die sanften grünen Hügel der Nordinsel erinnern uns immer wieder an das Auenland von „Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Das ist Eliane aber nicht genug. Sie will auch das tatsächliche Hobbiton-Filmset sehen. Von Rotorua geht es somit weiter nach Matamata.

In diesem idyllischen Landstrich hat Sir Peter Jackson 1998 den perfekten Ort für das von Tolkien beschriebene Auenland gefunden. Die Besitzerfamilie der Farm erhielt nach dem Dreh von „Herr der Ringe“ die Erlaubnis das Filmset für Besucher zugänglich zu machen. Für die „Hobbit“-Filme von 2010 wurden die Hobbithöhlen mit beständiger Materialen neu gebaut. Hobbiton ist mit 79 $ pro Person nicht gerade ein Schnäppchen. Kaum hat man die ersten Schritte im Auenland gemacht, ist das aber schon wieder fast vergessen. Mit viel Liebe zum Detail wurde das Örtchen hergerichtet. Es könnte jederzeit ein Hobbit aus der runden Tür zu seiner Wohnhöhle herauskommen. Inspirierend sind die Gärten, etwas wild aber wunderschön angelegt. Mal sehen was sich davon zu Hause umsetzen lässt. Zum Abschluss gibt es ein Bier im Green Dragon Inn, dem Pub von Hobbiton und dann sind die zwei Stunden leider auch schon um.

Datum Strecke Distanz Höhenmeter
Hobbiton
7. März 2017 National Park - Turangi 48.62 km 383 m
9. März 2017 Turangi - Taupō 51.66 km 302 m
11. März 2017 Taupō - Waiotapu Tavern 54.85 km 225 m
12. März 2017 Waiotapu Tavern - Rotorua 28.41 km 207 m
14. März 2017 Rotorua - Matemata 71.13 km 438 m
15. März 2017 Matemata - Opal Springs 25.95 km 84 m
Total 280.62 km 1639 m